1. Tagung der 9.Synode der ev. Kirche in Berlin-Brandenburg
6. Mai 1985
Information Nr. 189/85 über die konstituierende 1. Tagung der 9. Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg vom 12. bis 16. April 1985 in Berlin
Vom 12 bis 16. April 1985 fand die konstituierende 1. Tagung der 9. Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg in der Stephanus-Stiftung Berlin statt, an der 123 der 125 gewählten und berufenen Synodalen – davon 71 erstmals als Synodale gewählte kirchliche Laien – teilnahmen.
Als Gäste nahmen an der Synode vier kirchliche Amtsträger aus der BRD und Westberlin teil. Oberkirchenrat Stephan/Kirchenleitung1 der Evangelischen Kirche im Rheinland, BRD, betonte in einem Grußwort, dass die Friedens- und Umweltproblematik sowie die Arbeitslosigkeit in der BRD gegenwärtig die die Kirche »bedrängendsten Fragen« seien.
Ferner waren die in der DDR akkreditierten Korrespondenten Röder/epd,2 Jennerjahn/dpa,3 Baum/»Frankfurter Rundschau«4 und Hinze/»Süddeutsche Zeitung«,5 zeitweilig anwesend.
Internen Hinweisen zufolge wurden durch die Pressereferentin der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Pastorin Mayer/Berlin,6 dem auf der Synode nicht vertretenen BRD-Korrespondenten Nöldechen/»Westfälische Rundschau«7 alle Dokumente der Synode übergeben.
Im Mittelpunkt der Synodaltagung standen:
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Konstituierung der 9. Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (u. a. Wahl des Präsidiums der Synode, Wahl der synodalen Mitglieder der Kirchenleitung usw.),
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Wahl der Bundessynodalen für die V. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR,
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Bericht der Kirchenleitung und Aussprache zum Bericht,
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Behandlung von Eingaben an die Synode,
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innerkirchliche und theologische Probleme.
Im Unterschied zu den bisher durchgeführten Frühjahrssynoden der evangelischen Landeskirchen in der DDR kam es auf der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg teilweise zu den bekannten offenen Angriffen gegen den sozialistischen Staat, insbesondere gegen die Sicherheitsorgane.
Ausgangspunkt bildeten die von Bischof Forck8 während des anlässlich der Synode durchgeführten Gottesdienstes getätigten verleumderischen Äußerungen über das Ministerium für Staatssicherheit sowie die im Bericht der Kirchenleitung an die Synode enthaltenen unrealistischen Aussagen über den Stand der Beziehungen zwischen Staat und Kirche.
Es wurde der Eindruck erweckt, als ob die staatliche Haltung zu den evangelischen Kirchen und getroffene staatliche Entscheidungen zugunsten der Kirchen ausschließlich das Ergebnis »hartnäckigen Drängens« seitens der Kirchenleitung bei der Durchsetzung erhobener Forderungen seien. Erneut wurden die bekannten Forderungen nach Einführung eines zivilen Wehrersatzdienstes,9 nach Beseitigung »der Benachteiligung von Christen« in den Volksbildungseinrichtungen und in der Berufsausbildung erhoben. Gefordert wurde ein Grundsatzgespräch mit dem Ministerium für Volksbildung.
Dieses Vorgehen zielte offensichtlich darauf ab, die politisch-realistischen Grundpositionen des Bundes Evangelischer Kirchen in der DDR und bestimmter kirchenleitender Amtsträger zum Verhältnis Staat – Kirche sowie die überwiegend positive Resonanz in allen Bereichen der evangelischen Landeskirchen der DDR auf das Gespräch des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Genossen Erich Honecker,10 mit Bischof Hempel11 in Misskredit zu bringen bzw. dessen Inhalt abzuschwächen.12 Gleichzeitig sollten politisch-realistische und neu gewählte Synodalen der Evangelischen Landeskirche in Berlin-Brandenburg in ihrer Haltung verunsichert und reaktionäre kirchliche Kräfte in ihren Aktivitäten bestärkt werden.
Inhalt und Verlauf der Synode, insbesondere die Diskussion zum Bericht der Kirchenleitung, aber auch die Diskussionen in den synodalen Ausschüssen, waren von dem sich vollziehenden Differenzierungsprozess gekennzeichnet. Den realistischen Kräften gelang es, die Angriffe der auf reaktionären Positionen stehenden kirchlichen Personen zurückzuweisen. Ein Teil der anwesenden Synodalen äußerte Unmut über die politisch-negativen Aussagen des Berichts und forderte eindeutige, klare Aussagen zum konstruktiven Verhältnis Staat – Kirche, zum 40. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus sowie eine klare Stellungnahme gegen den Antikommunismus. Gewürdigt wurden von ihnen die erneuten Friedensinitiativen der UdSSR.13
Durch das geschlossene Auftreten von auf realistischen Positionen stehenden Synodalen (insbesondere Prof. Dr. Fink/Berlin,14 Pfarrer Greulich/Berlin,15 Moderator Frielinghaus/Bergholz,16 Pfarrer Hülsemann/Berlin,17 Landesjugendpfarrer Schwochow/Potsdam,18 Pfarrer Kirsten/Berlin,19 Pfarrer Heilmann/Caputh20 und Dipl.-Ingenieur Krause/Berlin21) konnte eine offene Konfrontation mit dem Staat im Gesamtverlauf der Synode verhindert werden.
Unter den auf der Tagung neu gewählten Synodalen befanden sich mehrere Personen, die bereits in der Vergangenheit mit politisch-negativen Aktivitäten in kirchlichen »Friedenskreisen« und »Ökologiegruppen« in Erscheinung traten. Eine Anzahl von ihnen besitzt keine oder nur geringe Kenntnisse über kirchliche Regime- und Strukturfragen. Einige auf realistischen Positionen stehende Synodalen wurden nicht wiedergewählt.
Im Ergebnis der Wahlhandlungen wurden u. a. gewählt:
In das Präsidium der 9. Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg:
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Präses: Sprachwissenschaftler Becker, Manfred/Berlin22 (bereits Präses der 8. Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg)
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Vizepräses: Superintendentin Laudien, Ingrid/Berlin-Friedrichshain23
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Vizepräses: Dipl.-Geophysiker Semper, Udo/Oranienburg24
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Schriftführer: Hauptbuchhalterin Maaß, Ruth/Senftenberg25
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Schriftführer: Laborantin Goy, Inge/Rheinsberg26
Als synodale Kirchenleitungsmitglieder:
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Dipl.-Gärtnerin Graewe, Gunda/Zernsdorf27
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Ofensetzermeister Bärmann, Jens/Luckenwalde28
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Pfarrer Telschow, Christoph/Mertensdorf29
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Superintendent Dr. Furian, Hans-Otto/Zossen30
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Arzt Junghardt, Manfred/Nauen31
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Pfarrer Hallmann, Dietrich/Hohennauen32
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Maschinenbauer Scholz, Walter/Woltersdorf33
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Pfarrer von Essen, Gerhard/Berlin34
Für die 5. Legislaturperiode des Bundes Evangelischer Kirchen in der DDR (BEK) wurden acht bereits in der 4. Legislaturperiode der Synode des BEK als Synodalen fungierende kirchliche Amtsträger und Laien wiedergewählt. Erstmals wurden als Bundessynodalen gewählt: Pfarrer Zimmermann, Wolfgang/Treuenbrietzen,35 Frau Draeger/Nauen.36
Im Ergebnis aller im Verlauf der Synode durchgeführten vielfältigen Wahlen ist festzustellen, dass außer der Schriftführerin des Präsidiums der Synode, Maaß/Senftenberg kein Synodaler aus dem Sprengel Cottbus gewählt wurde.
Internen Hinweisen zufolge sei dies im Zusammenhang mit der noch ausstehenden Entscheidung über die weitere strukturelle Entwicklung der Kirche des Görlitzer Kirchengebietes (eventuelle territoriale Angliederung des Sprengels Cottbus an diese Landeskirche) zu sehen.
Der Kirchenleitungsbericht, Teil I (Referent Propst Winter/Berlin37), beinhaltete vorrangig innerkirchliche und theologische Fragen. Gesellschaftspolitische Bezüge gab es in diesem Teil des Kirchenleitungsberichtes lediglich durch die Hervorhebung der »auf kirchliches Unverständnis« gestoßenen Maßnahmen des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates (Beanstandung einzelner Beiträge zur Thematik »Schwerter zu Pflugscharen« und zu Devastierungsmaßnahmen in Bergbauschutzgebieten der DDR in der Zeitschrift »Kirche«), die zur Nichtauslieferung von zwei Ausgaben dieser Zeitschrift führte.38
Bemerkenswerte gesellschaftspolitische Bezüge wurden im Teil II des Kirchenleitungsberichtes (Referent: Generalsuperintendent Esselbach/Eberswalde39), insbesondere im Abschnitt »Kirche und Öffentlichkeit« sowie in den »Schlusssätzen«, hergestellt. Dabei wurden u. a. in Form einer Auflistung unter Verweis auf »krasse Fälle von Benachteiligung und Druckausübung« Forderungen nach »Gleichachtung und Gleichberechtigung« auch christlicher Bürger in der Volksbildung gestellt; erneut Forderungen nach einem »Grundsatzgespräch« zu Fragen der Volksbildung erhoben; »staatliche Missverständnisse« über die »Eindeutigkeit der eigenständigen kirchlichen Friedensbemühungen«, die u. a. zu Verhaftungen im Zusammenhang mit dem Tragen von Aufnähern »Schwerter zu Pflugscharen« geführt hätten,40 unterstrichen; die Notwendigkeit sogenannter offener kirchlicher Arbeit41 (soziale Jugendarbeit, Ökologiearbeit, Arbeit mit Homosexuellen und sozialen Randgruppen usw.) hervorgehoben.
Während im Kirchenleitungsbericht keine Aussagen zur Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit enthalten waren, wurden dazu durch Bischof Forck/Berlin in seiner Predigt während des von ca. 250 Personen besuchten öffentlichen Abendmahlgottesdienstes am 14. April 1985 in der Pfarrkirche Berlin-Weißensee anlässlich der Einführung der neugewählten synodalen Kirchenleitungsmitglieder verleumderische Äußerungen getätigt, die in der Feststellung gipfelten, dass die Tätigkeit des MfS »gegen das kirchliche Wirken gerichtet« sei. Bischof Forck verwies weiter darauf, dieses Problem würde im Verlauf der Synode »noch zur Sprache kommen«.
(Streng internen Hinweisen zufolge äußerten sich einige Mitglieder der Kirchenleitung verwundert über diese Aussagen, da ein derartiges Vorgehen nicht abgestimmt gewesen sei und weder in der Kirchenleitung noch im Präsidium der Synode angekündigt wurde.)
Die von Bischof Forck angesprochenen Probleme wurden in der Diskussion vor der Synode von den als politisch-negativ bekannten Synodalen Pfarrer Schalinski/Kletzke/Bezirk Schwerin42 und Pfarrer Freimark/Neustadt/Bezirk Potsdam43 sowie Generalsuperintendent Richter/Cottbus44 aufgegriffen und unterstützt.
Pfarrer Schalinski führte »die angestiegene Zahl der Übersiedlungsersuchenden« in die BRD45 auf das Wirken staatlicher Organe, insbesondere des Ministeriums für Staatssicherheit, zurück.
Pfarrer Freimark unterstützte die Positionen von Forck, ergänzte vorgetragene »Beispiele aus eigenem Erleben« und wertete die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit als Symptom eines übersteigerten Sicherheitsbedürfnisses. In ähnlicher Art und Weise äußerte sich auch Generalsuperintendent Richter/Cottbus.
Im Laufe der Diskussion sprach Moderator Frielinghaus/Bergholz/ Bezirk Neubrandenburg zum gleichen Problem. Er erläuterte in breiter Form »praktizierte kirchliche Verhaltensnormative für den Umgang« mit dem Ministerium für Staatssicherheit.
Versuche Bischof Forcks, im synodalen Berichtsausschuss eine Beschlussvorlage zustande zu bringen, die sich gegen die Tätigkeit des MfS richtet, wurden durch realistische Kräfte zu rückgewiesen.
Gegenüber diesen massiven Angriffen einzelner als politisch-negativ hinlänglich bekannter kirchlicher Amtsträger traten Synodalen mit politisch-realistischen Grundpositionen (u. a. Prof. Dr. Fink/Berlin, Pfarrer Heilmann/Caputh, Pfarrer Greulich/Berlin, Dipl.-Ingenieur Krause/Berlin) erstmalig geschlossen in Erscheinung. Sie forderten eine klare Bewertung des 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung und die Würdigung der erneuten Friedensvorschläge der UdSSR. Außerdem unterstützten sie die auf der Synode des BEK getroffene Aussage über das sich entwickelnde Grundvertrauen zwischen Staat und Kirche und forderten von der Kirchenleitung eine positive Wertung des Gesprächs vom 11. Februar 1985 zwischen dem Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Genossen Honecker,46 und Landesbischof Hempel.47
Das Auftreten der Mitglieder der Kirchenleitung im Zusammenhang mit der Beantwortung von während der Diskussion aufgeworfenen Fragen und Forderungen war sowohl von dem Bestreben gekennzeichnet, konkreten Stellungnahmen auszuweichen als auch den Bericht der Kirchenleitung zu rechtfertigen.
Während Bischof Forck auf seinem Standpunkt beharrte, die im Bericht enthaltenen Aussagen zum 8. Mai 1945 seien ausreichend, verwies Generalsuperintendent Esselbach darauf, den 8. Mai nicht nur als Tag der Befreiung, sondern auch als »Datum der Zerstörung und des Heimatverlustes« zu werten.
Dagegen erklärte Konsistorialpräsident Stolpe,48 zur UdSSR und zu den USA könne im Zusammenhang mit der Zerschlagung des Faschismus nicht die gleiche Haltung eingenommen werden, da die UdSSR die Hauptlast getragen habe.
Stolpe erläuterte ferner die kirchliche Forderung nach »handhabbaren Richtlinien zur vollen Verwirklichung der Gleichachtung in der Volksbildung« (Verhaltensnormative für Christen, Beschwerdemöglichkeiten etc.).
Im Ergebnis der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg wurde eine Reihe politisch-bedeutsamer Beschlüsse verabschiedet:
- 1.
»Brief an die Gemeinden« zum 40. Jahrestag der »Wiederkehr des Jahrestages der Befreiung« (Der Wortlaut wird als Anlage beigefügt).
- 2.
»Beschluss zu Fragen der Volksbildung«, in dem es u. a. heißt: »Die Synode bedauert, dass es immer noch nicht wenige Fälle gibt, in denen Kinder und Jugendliche um ihrer christlichen Bindung Willen benachteiligt werden. Es beschwert sie, dass christliche Eltern oder Jugendliche oft nicht wagen, von ihren verfassungsmäßigen Rechten der Ausbildungsstätte gegenüber Gebrauch zu machen«.
Es wird gefordert, die Kirchenleitung solle dahingehend wirken, dass »handhabbare Richtlinien für die weitere Verwirklichung der Gleichberechtigung und Gleichachtung auch christlicher Bürger« in Form »abrufbarer praktischer Regelungen« in allen Bereichen der Volksbildung, der Lehrausbildung sowie der Fach- und Hochschulen erlassen werden.
- 3.
Ein weiterer Beschluss über angeblich bestehende Probleme im Bereich der Volksbildung, in dem u. a. formuliert ist: Die Synode nehme »mit Besorgnis zur Kenntnis, dass die Vergabe von Lehrstellen und Fachschulplätzen in zunehmendem Maße von der Bereitschaft zur Teilnahme an Schießübungen im Rahmen der vormilitärischen Ausbildung49 abhängig gemacht wird und dass vielfach Ausbildungs- und Studienplätze an die Verpflichtung zum Soldaten auf Zeit gebunden werden«. Die Kirchenleitung wird verpflichtet, bei zuständigen staatlichen Stellen auf Änderung zu drängen.
- 4.
Bildung eines Ständigen Ausschusses »Frieden, Gerechtigkeit, Umwelt«, der u. a. im Einvernehmen mit der Kirchenleitung eine zentrale Veranstaltung der »Friedensdekade 1985«50 vorbereiten soll.
- 5.
Bestätigung der von realistischen Kräften der »Konferenz der Kreisjugendpfarrer der Mark Brandenburg« initiierten Eingabe zur »Situation der Christen im revolutionären Prozess in Nicaragua« und der darin enthaltenen Forderungen zur Unterstützung des Volkes von Nicaragua.51
- 6.
Ermächtigung der Kirchenleitung, ihre Bemühungen zur Erlangung finanzieller Mittel vom Staat zur Erweiterung der kirchlichen Baukapazität fortzusetzen.
(Die während der Synode erarbeiteten Papiere und gefassten Beschlüsse sowie der Bericht der Kirchenleitung liegen dem MfS im Wortlaut vor und können bei Bedarf angefordert werden.)
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage zur Information Nr. 189/85
Antrag des Tagungsausschusses Frieden und Ökologie
Die Synode möge folgenden Brief an die Gemeinden unserer Kirche verabschieden:
In diesen Tagen wird auch in unserem Lande die 40. Wiederkehr des Jahrestages der Befreiung begangen. Wir erinnern uns dankbar an das Ende der Barbarei des Faschismus und an den Neuanfang, der dadurch unserem Volk und unserer Kirche geschenkt wurde. Wir verschweigen nicht, dass auch noch das Ende des Krieges für viele Menschen Tod und Schrecken, Verlust der Heimat und der Freiheit bedeutete. Deshalb ist die Wiederkehr des Tages der Befreiung auch mit schmerzlichen Erinnerungen belastet. Wir mussten einsehen, dass wir als Deutsche und als Christen schwere Schuld auf uns geladen hatten, indem wir zu geschehenem Unrecht schwiegen und unsere Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit nicht erkannt hatten.
Auch wenn wir bis heute unter den Folgen des Krieges zu leiden haben, sollten wir nicht vergessen, dass wir nach dem Krieg, entgegen allen Befürchtungen, Vergebung von den ehemaligen Kriegsgegnern und die Chance des Neuanfangs gewährt bekamen. Wir sehen darin ein Zeichen der Güte Gottes, der uns Freiheit zur Buße und zu neuem Gehorsam schenkte. In einem langen und widerspruchsvollen Prozess des Umdenkens lernten wir, dass wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit Konsequenzen ziehen müssen. Nie wieder Krieg, nie wieder Hass zwischen den Völkern, stattdessen Eintreten für den Frieden zusammen mit allen Verantwortlichen, Versöhnung zwischen den Völkern und Absage an Hasspropaganda, aber auch klares politisches Urteilsvermögen – das sind wichtige Konsequenzen für unser verantwortliches Handeln als Christen in einer Welt, die mehr denn je bedroht ist durch Misstrauen, Machtstreben und Unversöhnlichkeit.
Wir rufen unsere Gemeinden auf:
Betet für den Frieden, baut Vorurteile und Feindbilder ab, seid bereit, Versöhnung zu leben und Frieden zu wagen!