Äußerungen Gerhard Schröders zu seiner geplanten DDR-Reise
16. Dezember 1985
Information Nr. 509/85 über bekannt gewordene Äußerungen des SPD-Landesvorsitzenden des BRD-Landes Niedersachsen, Gerhard Schröder, im Zusammenhang mit seinem bevorstehenden Aufenthalt in der DDR im Zeitraum vom 17. bis 19. Dezember 1985
Dem MfS gelangten streng interne Hinweise zu Meinungsäußerungen des Schröder1 im Zusammenhang mit seinem beabsichtigten Aufenthalt in der DDR zur Kenntnis.
Danach sieht Schröder seinem bevorstehenden DDR-Aufenthalt mit großer Erwartung entgegen; er zeige sich beeindruckt über das Besuchsprogramm und schätze mit Hochachtung ein, dass ihm zu Ehren bereits am ersten Tag seines DDR-Aufenthaltes in den Abendstunden ein offizielles Essen gegeben wird, an dem hochrangige Vertreter der Partei- und Staatsführung der DDR teilnehmen.2
Auf das am Vormittag des 18. Dezember 1985 mit Genossen Erich Honecker3 stattfindende Gespräch eingehend, äußerte Schröder, möglichst ohne »Verkrampfung« aufzutreten; hierzu soll auch das Gastgeschenk beitragen, das der SPD-Landesvorsitzende dem Genossen Erich Honecker zu übergeben beabsichtigt (zum Geschenk liegen bisher keine Hinweise vor).
Weiteren streng internen Hinweisen zufolge beabsichtige Schröder außerhalb des offiziellen Besuchsprogramms mit der in der DDR akkreditierten Korrespondentin der BRD-Wochenzeitschrift »Die Zeit«, Menge, Marlis,4 in deren Wohnung am 17. Dezember 1985, nach dem von der Partei- und Staatsführung gegebenen offiziellen Essen, zusammenzutreffen.
Wie weiter bekannt, habe die Menge, deren Beziehungen zu Schröder über die journalistische Zusammenarbeit hinausgehen, von ihm persönlich bereits Kenntnis über dessen Besuchsprogramm erhalten.
Zum Zeitpunkt des Besuches in der Wohnung der Menge sollen sich weitere 14 Personen, darunter die DDR-Schriftsteller Heym, Stefan;5 Hermlin, Stephan;6 de Bruyn, Günter7 aufhalten. (An der Identifizierung der anderen Personen wird gearbeitet.) Schröder bekunde großes Interesse, den bei der Menge versammelten Personenkreis persönlich kennenzulernen.
In diesem Zusammenhang zog er jedoch in Betracht, eventuell die DDR-Seite über das geplante Treffen mit dem genannten Personenkreis in Kenntnis zu setzen, um generell eine »Verärgerung« der Partei- und Staatsführung auszuschließen.
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