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Friedensseminar »Frieden konkret III« in Schwerin (1)

21. Februar 1985
Information Nr. 70/85 über das geplante sogenannte Friedensseminar von »Friedenskreisen« der evangelischen Kirchen in der DDR vom 1. bis 3. März 1985 in Schwerin

Nach dem MfS vorliegenden internen Hinweisen ist in der Zeit vom 1. bis 3. März 1985 im kirchlichen Objekt »Wichernsaal« in Schwerin in Fortführung gleichartiger Veranstaltungen in der Hauptstadt der DDR, Berlin, (1983) und in Eisenach (1984) die Durchführung eines erneuten zentralen »Friedensseminars« von »Friedenskreisen« der evangelischen Kirchen in der DDR vorgesehen. Das Thema dieser Veranstaltung lautet: »Konkret für den Frieden (III). Verantwortlich denken – verbindlich handeln!«1

Im Auftrag der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs fungiert als Veranstalter die Arbeitsgruppe »Frieden«2 dieser Landeskirche. Darüber informierte offiziell der Präsident des Oberkirchenrates der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, Müller,3 während der 96. ordentlichen Tagung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen (KKL) in der DDR4 im Januar 1985 in Berlin.5

Die Organisierung und Vorbereitung dieses 3. zentralen »Friedensseminars« erfolgt verantwortlich durch Pfarrer Dr. Bindemann6 (Rostock), Leiter der Arbeitsgruppe »Frieden« der Evangelisch-Lutherischen Mecklenburgs (Pfarrer Bindemann ist in der Vergangenheit wiederholt als Organisator pseudopazifistischer und gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR gerichteter Handlungen in Erscheinung getreten.). Leiter der territorialen Vorbereitungsgruppe ist Pastor Martin Wielepp7 (Schwerin), Leiter des »Friedenskreises« Großer Dreesch/Schwerin.8 (Pastor Wielepp ist u. a. aktiv im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der Autobahn Schwerin – Wismar9 durch Eingabetätigkeit gegen staatliche Maßnahmen aufgetreten und versucht, besonders unter der Flagge des Umweltschutzes weiterhin aktiv zu werden; er war beteiligt an der versuchten Störung der Friedensmanifestation der Jugend des Bezirkes Schwerin Pfingsten 1983 durch feindlich-negative und pseudopazifistisch orientierte Personen.10)

Während einer Beratung der Arbeitsgruppe »Frieden« der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs im Jahre 1984 wurde mit dem Ziel der qualifizierteren inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung des 3. zentralen »Friedensseminars« ein sogenannter Fortsetzungsausschuss nominiert, dem ca. 20 Personen aus fünf Landeskirchen sowie aus [sic!] nichtkirchliche Kräfte angehören.11 Dabei handelt es sich vorwiegend um hinlänglich bekannte Exponenten politischer Untergrundtätigkeit und Inspiratoren/Organisatoren einer staatlich »unabhängigen« Friedensbewegung sowie anderer feindlich-negativer Aktivitäten, darunter u. a. die Pfarrer Dr. Bindemann (Rostock), Meckel12 (Vipperow, [Bezirk] Neubrandenburg), Jahr13 (Altendorf, [Bezirk] Gera), Eppelmann14 (Berlin) und Tschiche15 (Magdeburg) sowie Hans-Jürgen Misselwitz,16 Gerd Poppe,17 Wolfgang Erler18 (alle Berlin) und Heiko Lietz19 (Güstrow, [Bezirk] Schwerin). Die Mehrzahl der Mitglieder des »Fortsetzungsausschusses« leiten »Friedenskreise«.

Nach streng intern vorliegenden Hinweisen hat sich innerhalb des »Fortsetzungsausschusses« eine »Ad-hoc-Gruppe« gebildet, der die auf reaktionärsten und feindlich-negativen Positionen stehenden Personen dieses Ausschusses angehören. Diese Kräfte, u. a. Lietz, Meckel, Poppe und Erler, sind bestrebt, das bevorstehende »Friedensseminar« entsprechend ihren antisozialistischen Vorstellungen zu profilieren und solche Dokumente zu erarbeiten, in die Diskussion einzubringen bzw. zur Beschlussfassung zu bringen, die einen hohen »Verbindlichkeitscharakter« für die Arbeit der sogenannten Basisgruppen aufweisen und nach Lietz einen »Fortschritt hin zu einer autonomen, mündigen und politikfähigen Friedensbewegung« bedeuten. So sollen u. a. eine »Lageanalyse zur Friedensbewegung in der DDR« und darauf aufbauend ein »Konzeptionspapier« als Diskussionsgrundlage erarbeitet werden. Ferner soll ein »Abschlusspapier« als Orientierung für die künftige Arbeit der »Friedenskreise« vorgelegt werden.

(Besonders Lietz und Meckel sind seit längerer Zeit bestrebt, die konzeptionelle Arbeit bezogen auf die Tätigkeit der »Friedenskreise« mit dem Ziel zu gestalten, von »zeichenhaften Handlungen des gewaltfreien Widerstandes weg und zu richtigen Aktionen« zu kommen. Das wird auch in der von Lietz auf dem sogenannten Kessiner Friedensseminar20 im Jahre 1984 verbreiteten Thesenreihe: »Die kirchliche Friedensarbeit und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen« deutlich. (Siehe Anlage 1) Es ist damit zu rechnen, dass Grundgedanken derartiger Konzeptionen feindlich-negativen Charakters und Inhaltes ihren Niederschlag in den oben genannten Ausarbeitungen finden können.)

Die in der »Ad-hoc-Gruppe« zusammengefassten Personen sind auch die aktivsten Verfechter, im Ergebnis des Schweriner »Friedensseminars« verbindlich einen »Fortsetzungsausschuss« bestätigen zu lassen. Damit wäre ein ständig arbeitendes Gremium vorhanden, das sowohl weitere derartige Veranstaltungen inhaltlich und organisatorisch vorbereiten, als auch die Arbeit der verschiedensten »Friedenskreise« koordinieren könnte.

Auf mehreren stattgefundenen Zusammenkünften der Arbeitsgruppe »Frieden« der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs sowie des »Fortsetzungsausschusses« wurden bisher folgende Festlegungen getroffen:

Die Arbeitsgruppe »Frieden« der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs tritt im Auftrag der Kirchenleitung offiziell als Einlader auf.

Einladungen werden nach der Teilnehmerliste des Eisenacher »Friedensseminars« 1984 personengebunden vorgenommen, wobei mit maximal 200 Personen zu rechnen ist. (Nach streng internen Informationen aus verschiedenen Bezirken der DDR wurde dieser festgelegte Einladungsmodus bereits unterlaufen, indem durch die Arbeitsgruppe »Frieden« »Blanko-Einladungen« an dem MfS hinlänglich bekannte feindlich-negative Kräfte, die nicht in kirchlichen »Friedenskreisen« integriert sind, verschickt wurden.)

Der Unkostenbeitrag beträgt pro Teilnehmer 30,00 Mark. Die Teilnahme gilt als bestätigt nach Überweisung dieses Betrages bis zum 20. Februar 1985 an Pastor Wielepp/Schwerin.

Die Übernachtung erfolgt überwiegend in kirchlichen Einrichtungen in der Stadt Schwerin.

Die Veranstaltung trägt innerkirchlichen Charakter. Eine Teilnahme ausländischer Gäste sowie von Korrespondenten ist nicht vorgesehen.

Nach dem mit Stand vom 6. Februar 1985 intern vorliegenden präzisierten Ablaufplan für das 3. zentrale »Friedensseminar« soll Landesbischof Stier21 die Begrüßung der Teilnehmer vornehmen und mit einem sogenannten Sendungswort die Veranstaltung beenden.

Zu Beginn der Veranstaltung sollen »Regionalberichte« verlesen werden. Als Berichterstatter sind ausschließlich Personen vorgesehen, die als Leiter oder Organisatoren von »Friedenskreisen/Friedensseminaren« bzw. wegen ihrer reaktionären oder feindlich-negativen Haltung hinlänglich bekannt sind. Dazu zählen Heiko Lietz (Bericht für die Nordbezirke) und die Pfarrer Pahnke22 (Dozent am Kirchlich-Diakonischen Lehrgang in Berlin-Weißensee), Schorlemmer23 (Leiter des Arbeitskreises »Frieden« am Predigerseminar Wittenberg, [Bezirk] Halle),24 Scriba25 (Mitglied des »Altendorfer Friedenskreises«,26 [Bezirk] Gera), Richter27 (Leitungsmitglied des Arbeitskreises »Frieden« der ESG Naumburg, [Bezirk] Halle28), der Leiter des »Christlichen Friedensseminars« Königswalde, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt,29 Weigel,30 und das Mitglied der Gruppe »Frauen für den Frieden«31 Berlin, Ulrike Poppe.32

Den Hauptteil des »Friedensseminars« nimmt die Arbeit in den vier »Sektionen« ein:

  • I.

    »Suchet der Stadt Bestes« – »Verantwortung von Regierenden und Regierten in der sozialistischen Demokratie«

  • II.

    »Liebet eure Feinde« – »Staatliche Sicherheitspolitik und persönliche Entscheidung«

  • III.

    »Füllet die Erde und macht sie euch untertan« – »ökologische Krise und eigener Lebensraum«

  • IV.

    »… Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach« – »Internationale Wirtschaftsordnung und unsere Interessen«.

Als »Sektionsleiter« bzw. sogenannter Begleiter für die Arbeit in diesen Gremien sind von den Organisatoren solche Kräfte vorgesehen, die den Veranstaltern die Gewähr bieten, dass die von ihnen beabsichtigte Zielstellung des »Friedensseminars« zur weiteren Profilierung der Arbeit der »Friedenskreise« durchgesetzt wird. (Bezogen auf diesen Personenkreis sind kurzfristig Änderungen zu erwarten.)

Zu beachten sind die Bemühungen der Organisatoren, für jede Sektion einen Schriftführer zu benennen, der die Aufgabe hat, die wesentlichsten Probleme aus der Diskussion festzuhalten und es der Leitung des »Friedensseminars« gestattet, in den »Feedbacks« (Rückkopplung) gewonnene Erkenntnisse unmittelbar zwischen den vier Sektionen auszutauschen, sie in die zu erarbeitenden Dokumente einfließen zu lassen bzw. für spätere Auswertungszwecke zur Verfügung zu haben.

Entsprechend dem präzisierten Ablaufplan wurden folgende Personen als »Leitungsgruppe« für die Durchführung des 3. zentralen »Friedensseminars« in Schwerin benannt: die Pfarrer Bindemann (Rostock), Wielepp (Schwerin) und Meckel (Vipperow, [Bezirk] Neubrandenburg), der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Becker,33 sowie Heiko Lietz (Güstrow) und Hans-Jürgen Misselwitz (Berlin).

Zur vorbeugenden Verhinderung des politischen Missbrauchs des geplanten »Friedensseminars« von »Friedenskreisen« der Evangelischen Kirchen in der DDR wurden auf der Grundlage der in Auswertung des »Friedensseminars« in Eisenach 1984 getroffenen Festlegungen langfristig geeignete differenzierte Maßnahmen auf allen Ebenen eingeleitet und durchgeführt. So fand u. a. am 31. Januar 1985 ein Gespräch des Stellvertreters des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Schwerin für Inneres mit Landesbischof Stier statt, in dem diesem die staatliche Erwartungshaltung mitgeteilt wurde. Insbesondere sollte Stier veranlasst werden, offiziell die Schirmherrschaft für dieses »Friedensseminar« zu übernehmen (analog zu Landesbischof Leich34 bezogen auf Eisenach 1984), um damit dessen Einflussnahme zur Verhinderung jeglichen politischen Missbrauchs dieser Veranstaltung zu gewährleisten. Landesbischof Stier lehnte die Übernahme der Schirmherrschaft rigoros ab. (Bereits vorher hatte er auf eine Bitte der Organisatoren, die Schirmherrschaft zu übernehmen, gleichartig ablehnend reagiert.) Er erklärte u. a., »auf seine Weise« Verantwortung übernehmen zu wollen. Der von ihm vertretene Standpunkt, es gebe kein Thema, das nicht auf den Tisch der Kirche gehöre, deutet darauf hin, dass seinerseits mit keinem wesentlichen Einfluss auf die inhaltliche Gestaltung des »Friedensseminars« zu rechnen ist.

Weitere vorgesehene Maßnahmen zur Verhinderung des politischen Missbrauchs der vorgesehenen Veranstaltungen beinhalten:

Die Stellvertreter der Vorsitzenden der Räte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg für Inneres sollten zur weiteren Durchsetzung der staatlicherseits am 31. Januar 1985 gegenüber Landesbischof Stier (Schwerin) und dem Präsidenten des Oberkirchenrates Schwerin, Müller (Schwerin) zum Ausdruck gebrachten Erwartungshaltungen analoge Gespräche mit den Organisatoren des »Friedensseminars« Pfarrer Dr. Bindemann (Rostock), Oberkirchenrat Schwerin35 (Schwerin), Präses Wahrmann36 (Wismar) und Pfarrer Kuske37 (Teterow, [Bezirk] Neubrandenburg) durchführen.

Der Leiter des Sektors für Kirchenfragen beim Magistrat der Hauptstadt der DDR, Berlin, Dr. Mußler38 (Berlin), sollte anlässlich bevorstehender Gespräche mit Generalsuperintendent Krusche39 (Berlin) und dem Justitiar im Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Stornowski40 (Berlin), analog die staatlichen Erwartungshaltungen zum Ausdruck bringen.

Im engen Zusammenwirken des MfS mit den zuständigen örtlichen Staatsorganen in allen Bezirken der DDR sollte darauf Einfluss genommen werden, progressiven und realistischen Kräften die Teilnahme am »Friedensseminar« zu sichern.

Mit hinlänglich bekannten reaktionären und feindlich-negativen Personen, die als Teilnehmer bekannt wurden, werden differenzierte Vorbeugungsgespräche geführt, in denen sie auf ihre staatsbürgerlichen Pflichten hingewiesen und aufgefordert werden, die Veranstaltung nicht für politische Zwecke zu missbrauchen.

Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt!

Anlage 1 zur Information Nr. 70/85

Die kirchliche Friedensarbeit und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen

– Eine Thesenreihe –

  • 1.

    Kirchliche Friedensarbeit geschieht da, wo sich von der biblischen Botschaft inspirierte Menschen darauf einlassen, am Reiche Gottes und an seiner Gerechtigkeit mitzuarbeiten.

  • 2.

    Träger kirchlicher Friedensarbeit sind: einzelne Menschen, Gruppen, die Institution Kirche, vorausgesetzt, sie lassen sich bei ihrem Tun allein vom Willen Gottes, wie er unter anderem aus der biblischen Botschaft vernehmbar ist, bestimmen, nicht aber von sachfremden Interessen. Das Gebot und das Gespräch mit biblischen Texten sind unverzichtbare, ständige Aufgaben für sie.

  • 3.

    Der konkrete Ort kirchlicher Friedensarbeit ist die jeweilige gesellschaftliche Wirklichkeit, in der die Träger kirchlicher Friedensarbeit leben.

  • 4.

    Alle Strukturen, die eine Affinität, eine Ähnlichkeit zu den Strukturen des Reiches Gottes haben, also lebensfördernd oder lebensbewahrend sind, werden von der kirchlichen Friedensarbeit mit zu erhalten und auszubauen seien. Alle Strukturen, die den Strukturen des Reiches Gottes widersprechen, also lebensgefährdend oder lebenzerstörend sind, müssen von ihr benannt und mit gewaltfreien Mitteln vermindert und, wenn irgend möglich, gänzlich beseitigt werden.

  • 5.

    Sofern staatliche Machtträger, aus welchen Gründen auch immer, lebensgefährdende und lebenzerstörende Strukturen aufrechterhalten, indem sie ihnen eine positive Bewertung in ihrem Gesamtsystem geben, werden Konflikte mit den Trägern kirchlicher Friedensarbeit, wenn sie denn ihrer Sache treu bleiben wollen, nicht zu umgehen sein.

  • 6.

    Die Träger kirchlicher Friedensarbeit können ihrer Sache auf zweierlei Weise untreu werden:

    • erstens, indem sie sich einer partiellen Mitarbeit da, wo es zusammen mit anderen um die Bewahrung lebenserhaltender Strukturen geht, entziehen und

    • zweitens, indem sie nicht sehr für die Beseitigung lebenzerstörender und -gefährdender Strukturen mit Wort und Tat eintreten, weil sie den Konflikten, die dann entstehen, entgehen möchten.

  • 7.

    Da eine Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Kräften (Einzelpersonen, Organisationen und Institutionen) bei der Bewahrung lebenserhaltender und bei der Beseitigung lebenzerstörender Strukturen von der Sache geboten ist, wird sich kirchliche Friedensarbeit als ein Teil der weltweiten, die eigene Gesellschaft mit einschließende Friedensbewegung verstehen müssen, unabhängig von ihrer von anderen unterscheidbaren, unverwechselbaren und eigenständigen Motivation.

  • 8.

    Kirchliche Friedensarbeit wird offen sein für alle, die aus einer anderen Motivation an eben denselben Zielen, wie sie in These 4 benannt wurden, mitwirken wollen und dafür bei den Trägern kirchlicher Friedensarbeit die für sie besten Realisierungsmöglichkeiten sehen. Sie sind in der kirchlichen Friedensarbeit nicht nur geduldete Gäste, sondern gleichwertige Mitarbeiter.

  • 9.

    Kirchliche Friedensarbeit darf das Dilemma der DDR-spezifischen Gegebenheiten (keine Möglichkeit, sich außerhalb vorhandener Institutionen und Organisationen politisch zu organisieren) nicht dazu missbrauchen, betroffene und zu aktivem Handeln bereite Menschen, die bisher nicht der Kirche angehörten, in ein ihnen nicht zumutbares Korsett zu zwängen, wenn sie bei den Trägern kirchlicher Friedensarbeit mitarbeiten wollen.

  • 10.

    Solange dieser Staat keine Möglichkeiten zu eigenständiger politischer Tätigkeit zulässt, wird sich kirchliche Friedensarbeit auf die Mitarbeit auch nicht biblisch motivierter Menschen einlassen müssen, vorausgesetzt, dass die Träger kirchlicher Friedensarbeit nicht dazu missbraucht werden, unter ihrem Schutz dem Reich Gottes zuwiderlaufende Strukturen aufzubauen und dem Schalom Gottes entgegengesetzte Inhalte zu vermitteln.

  • 11.

    Träger kirchlicher Friedensarbeit können jedoch nicht nur von »außenstehenden«, sondern genauso gut – und noch viel schwerer durchschaubar – von Gliedern der Kirche selbst missbraucht werden. Die Zugehörigkeit zur Kirche, ob als einfaches Gemeindeglied oder in leitender Funktion, ist nicht schon automatisch eine Legitimation dafür, sachgemäß kirchliche Friedensarbeit zu vollziehen.

  • 12.

    Kirchliche Friedensarbeit wird dort sachgemäß durchgeführt, wo ihre Träger durch ein neues Verhalten den Status quo gesellschaftlicher Verhältnisse aufbrechen, wenn er in sich lebensgefährdende und -zerstörende Strukturen enthält, wo sie die politischen Machtträger zu neuen Überlegungen und politischen Schritten veranlassen, wo sie aus festgefahrenen Konfrontationen herausführen helfen und neue Horizonte erschließen, die ein Leben in seiner Fülle für alle Menschen möglich machen.

  • 13.

    Träger kirchlicher Friedensarbeit werden sich auch bei eventuellen Rückschlägen nicht von ihrem Ziel abbringen lassen. Sie werden durch ihr Verhalten, durch ihren unermüdlichen Einsatz für Menschen und ihren fortdauernden Kampf für bessere Verhältnisse nachweisen, dass ihre Hoffnungen, gespeist durch prophetische Visionen der Bibel, stärker sind als ihre gemachten Erfahrungen und Enttäuschungen. In einem Heer von Resignation können sie immer wieder neue Zeichen der Hoffnung setzen.

Anlage 2 zur Information Nr. 70/85

Präzisierter Ablaufplan »Konkret für den Frieden III«

1.3.[1985]

ab 16.00 Uhr: Anreise, Verteilung auf Quartiere

20.00 Uhr: Eröffnung (Bindemann), Begrüßung (Stier), Berichte aus Regionen, Begegnungen, Informationen

22.00 Uhr: Konzeptionsgespräch mit Leitungsgruppe

2.3.[1985]

9.00 Uhr: Einladung zur Praxis: Bibelarbeit (Bindemann)

10.00 Uhr: Sektionsarbeit in vier Sektionen:

I. »Suchet der Stadt Bestes« (Jeremia 29,7), – Verantwortung von Regierenden und Regierten in der sozialistischen Demokratie – Impulsreferat und Begleitung: C. Stauss

  • Moderation:

  • Schriftführung und Berichterstattung:

II. »Liebet eure Feinde!« (Matth. 5,6), – Staatliche Sicherheitspolitik und persönliche Entscheidung –, Impulsreferat und Begleitung: Passauer

  • Moderation:

  • Schriftführung und Berichterstattung:

III. »Füllet die Erde und macht sie euch untertan!« (1. Mose 1,28), – ökologische Krise und eigener Lebensraum –, Impulsreferat und Begleitung: H. Falcke

  • Moderation:

  • Schriftführung und Berichterstattung:

IV. »… Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach« (Amos 5,24), – Internationale Wirtschaftsordnung und unsere Interessen –, Impulsreferat und Begleitung:

  • Moderation:

  • Schriftführung und Berichterstattung:

14.00 Uhr: Feedback: Leitungsgruppe und Sektionsleitungen

15.30 Uhr: Plenum (Referat Chr. Hinz/C. Stauss), offen für nichtgeladene Gäste

Anschließend: Sektionsarbeit

20.00 Uhr: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, Liederabend

22.00 Uhr: Feedback: Leitungsgruppe und Sektionsleitungen

3.3.[1985] 9.00 Uhr: Gottesdienst (Leitung: M. Meckel), offen für Gäste

10.00 Uhr: Fortsetzung der Sektionsarbeit, Feedback: Leitungsgruppe und Sektionsleitungen Abschlussplenum

Moderation:

  • Beschlüsse zu Dokumenten

  • Bestätigung des Fortsetzungsausschusses

  • Sendungswort (Chr. Stier)

  • formaler Abschluss (Bindemann)

16.00 Uhr Abreise

  1. Zum nächsten Dokument Vorbereitung des 300. Jahrestages des Edikts von Potsdam

    21. Februar 1985
    Information Nr. 73/85 über Vorbereitungen des 300. Jahrestages des Edikts von Potsdam durch die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg

  2. Zum vorherigen Dokument Einnahmen Mindestumtausch, 11.–17.2.1985

    20. Februar 1985
    Information Nr. 83/85 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 11. Februar 1985 bis 17. Februar 1985