Friedenswerkstatt 1985 in der Erlöserkirche, Berlin
3. Juli 1985
Information Nr. 286/85 über die Durchführung der »Friedenswerkstatt 1985« am 29. und 30. Juni 1985 in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg
Am 29. und 30. Juni 1985 wurde in Verantwortung der Leitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und des Stadtjugendpfarramtes Berlin auf dem Gelände und in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg die »Friedenswerkstatt 1985«1 unter dem Thema »Ihr sollt leben« durchgeführt.
(Gleichartige Veranstaltungen fanden seit dem Jahre 1982 jährlich einmal in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg statt, erstmalig jedoch diesmal über den Zeitraum von zwei Tagen. Sie orientierten sich in der Vergangenheit vordergründig auf einen jugendlichen Teilnehmerkreis. Alle bisherigen derartigen Veranstaltungen wurden von reaktionären kirchlichen und anderen feindlich-negativen Kräften dazu missbraucht, pseudopazifistische, pseudoökologische und neutralistische Positionen sowie sogenannte alternative Lebensauffassungen und -weisen zu propagieren, die teilnehmenden Jugendlichen offen feindlich-negativ (1982, 1983) bzw. im Sinne einer distanzierten bzw. ablehnenden Haltung zur sozialistischen Gesellschaft in der DDR (1984) zu beeinflussen. Im Vordergrund der Veranstaltungen standen stets nicht religiöse Themen und Problemstellungen.)
Wie in den zurückliegenden Jahren wurde die »Friedenswerkstatt« durch eine seit Oktober 1984 arbeitende Gruppe vorbereitet, die unter Leitung von Stadtjugendpfarrer Hülsemann2 stand. Dieser Vorbereitungsrunde gehörten u. a. hinlänglich bekannte reaktionäre kirchliche Kräfte (die Pfarrer Eppelmann,3 Pahnke,4 Passauer,5 der Prediger Passarge,6 die Pastorinnen Misselwitz7 und Sengespeick8) und auf feindlich-negativen Positionen stehende konfessionell nicht gebundene Personen an wie Bärbel Bohley9 und Ralf Hirsch.10
Mit dem Ziel der vorbeugenden Verhinderung des politischen Missbrauchs der »Friedenswerkstatt« durch reaktionäre kirchliche und andere feindlich-negative Kräfte sowie einer möglichen Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung durch diese Veranstaltung wurde von den zuständigen staatlichen Organen im engen Zusammenwirken ein Komplex von Maßnahmen realisiert. Darin eingeordnet waren erneut Gespräche seitens Mitarbeitern staatlicher Organe mit kirchenleitenden Amtsträgern der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg (Konsistorialpräsident Stolpe,11 Generalsuperintendent Krusche,12 Stadtjugendpfarrer Hülsemann), in denen letztere – teilweise wiederholt – auf ihre Verantwortung zur Wahrung des ausschließlich religiösen Charakters dieser Veranstaltung und zur Einhaltung der staatlichen Vorgaben unmissverständlich hingewiesen wurden. Der Stellvertreter des Oberbürgermeisters für Inneres der Hauptstadt der DDR, Berlin, Stadtrat Hoffmann,13 verwahrte sich energisch gegenüber Generalsuperintendent Krusche gegen einen offensichtlich vom Organisationskreis der »Friedenswerkstatt« nahestehenden Personen lancierten Artikel in der von »alternativen« Kräften in Westberlin herausgegebenen Zeitschrift »Zitty«, in dem die »Friedenswerkstatt« als »offene und repräsentative Veranstaltung der Kirchenbewegung (in der DDR)« popularisiert und für eine Beteiligung von Personen aus Westberlin geworben wird.14
Entsprechend ihren Zusagen, Einfluss auf Inhalt und Verlauf der Veranstaltungen der »Friedenswerkstatt 1985« zu nehmen, hielten sich Generalsuperintendent Krusche, Stadtjugendpfarrer Hülsemann und der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Becker,15 am 29. und 30. Juni 1985 im Gelände der Erlösergemeinde auf. Beide waren bemüht, durch ihr Auftreten vorbeugend provozierendes und offen feindlich-negatives Auftreten und Verhalten von Teilnehmern zu verhindern, zurückzudrängen und regulierend auf den Verlauf der gesamten Veranstaltung einzuwirken.
Ungeachtet dessen wurden während der »Friedenswerkstatt« durchgängig die bekannten kirchlichen Positionen zur Friedens-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der DDR und der sozialistischen Staatengemeinschaft, zu Fragen der Erhaltung und des Schutzes der Umwelt usw. vertreten und entsprechende Forderungen erhoben. Gemäß der Absicht bestimmter reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte (Beleg dafür war die Anwesenheit solcher Exponenten politischer Untergrundtätigkeit wie Bärbel Bohley, Martin Böttger,16 Ulrike Poppe,17 Werner Fischer,18 Heiko Lietz19) wurden die Veranstaltungen zur »Friedenswerkstatt« zum Teil politisch missbraucht, indem u. a.
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sogenannte Basisgruppen relativ ungehindert ihre negativen politischen Auffassungen, gesammelten Erfahrungen und Hinweise über geplante Aktivitäten popularisieren konnten;
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Veranstaltungselemente für offene Angriffe gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der DDR genutzt sowie
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Versuche unternommen wurden, Unterschriften für antisozialistische Pamphlete zu sammeln.
Die »Friedenswerkstatt« wurde nicht der staatlichen Forderung gerecht, sich ausschließlich religiösen Themenstellungen zu widmen.
Hinsichtlich der Beteiligung war eine rückläufige Tendenz erkennbar. Nach vorliegenden internen Hinweisen nahmen an den unterschiedlichsten Veranstaltungen insgesamt 1 800 Personen (1984 = 3 000) teil, obwohl die Organisatoren wiederum Einladungen (3 000 Exemplare) über die Superintendenturen zur Verteilung brachten. Über zwei Drittel aller Besucher waren Jugendliche und Jungerwachsene im Alter von 14 bis unter 25 Jahren, von denen eine erhebliche Anzahl analog zu den zurückliegenden Jahren aus den Bezirken der DDR angereist war. (Es kam zu keinen Beeinträchtigungen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit auf dem Gelände und im Umfeld der Erlöserkirche.) Als Besucher der »Friedenswerkstatt« wurden aus der BRD und Westberlin eingereiste Personen sowie Staatsbürger aus den USA, Dänemark, Schweden, Frankreich und den Niederlanden festgestellt.
Anwesend war zeitweilig der Presseattaché der Botschaft Großbritanniens in der DDR. Wie in den vergangenen Jahren zeigten Vertreter westlicher Massenmedien erneut an dieser speziellen Veranstaltung erhöhtes Interesse. Zeitweilig anwesend waren die Korrespondenten Merseburger20 (ARD), Röder21 (epd), Jennerjahn22 (DPA), Baum23 (»Frankfurter Rundschau«), Pragal24 (»Stern«) sowie die Journalistin Lucy Komisar25 (USA) und die Vertreter der »Süddeutschen Zeitung« und der Nachrichtenagentur Reuters. Trotz Ablehnung eines diesbezüglichen Antrages durch das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR wurden durch das Kamerateam der ARD Filmaufnahmen getätigt. (Mit einem tendenziösen Kommentar des Korrespondenten Merseburger wurde dieser Filmbericht am 30. Juni 1985 um 20.00 Uhr in der Nachrichtensendung »Tagesschau« gesendet.)
Die Journalistin Komisar führte auf dem Veranstaltungsgelände u. a. ein Interview mit Bärbel Bohley.
Zum Verlauf der »Friedenswerkstatt 1985« wurden dem MfS u. a. streng vertraulich bekannt:
Sonnabend, 29. Juni 1985
Unter Leitung von Stadtjugendpfarrer Hülsemann wurde im Gemeindesaal der Erlösergemeinde ab ca. 16.00 Uhr eine dreistündige sogenannte Vorstellungsrunde durchgeführt, an der sich ca. 60 Vertreter an der »Friedenswerkstatt« teilnehmender sogenannter Basisgruppen beteiligten. In Anlehnung an analoge zentrale kirchliche Veranstaltungen (u. a. »Friedensseminare«26) stellten die Teilnehmer ihre Gruppen vor, erläuterten ihre politischen Ziele und das geplante praktische Vorgehen. So gab der Vertreter des »Friedenskreises Pankow«27 als Ziel die »Entmilitarisierung« der Gesellschaft in der DDR vor, während ein Vertreter des »Arbeitskreises Homosexuelle Selbsthilfe« (Berlin)28 darauf verwies, Vorurteile in Kirche und Gesellschaft abbauen zu wollen und Publikationsmöglichkeiten zu schaffen, um das Selbstverständnis der Homosexuellen zu fördern. Pfarrer Eppelmann erklärte namens des »Friedenskreises« der Samaritergemeinde,29 dass sie »Friedenspartnerschaften« nach den USA, nach Schweden und der BRD unterhalten und solche nach Norwegen und Ungarn schaffen wollten. Ein Vertreter des »Friedenskreises« Berlin-Friedrichsfelde30 berichtete über ein erarbeitetes Thesenpapier, in welchem aus der Sicht der »Friedensbewegung der DDR« angesichts der »qualitativ gestiegenen Rüstungsanstrengungen« die neue Lage analysiert werde und wozu weitergehende Diskussionen in Gang gebracht werden sollen.31 An geplanten Vorhaben wurden u. a. genannt: Durchführung eines »Friedensseminars« am 26. Oktober 1985 (»Friedenskreis« Friedrichsfelde), eines Seminars zum Thema einer Gruppe »Künstler in Aktion gegen den Hunger« in den Monaten September/Oktober 1985 in der Samaritergemeinde, ein sogenanntes Mobiles Friedensseminar vom 3. bis 11. August 1985 in Vipperow/Neubrandenburg und eine Kranzniederlegung der »Gruppe der Lesben« am 8. September 1985 in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen32 zum »Gedenken an die verfolgten Minderheiten«.
Vertreter der »Christlichen Friedenskonferenz« (CFK),33 der »Aktion Sühnezeichen«34 und der Niederländisch-Ökumenischen Gemeinde in der DDR (NÖG)35 vertraten progressive Standpunkte und schufen damit einen Gegenpol zu den stark pseudopazifistisch orientierten Auffassungen der Vertreter anderer sogenannter Basisgruppen.
Sonntag, 30. Juni 1985
Der zweite Veranstaltungstag entsprach dem bisherigen Muster für die »Friedenswerkstätten« und war für eine breitere Öffentlichkeit angelegt. Wie bereits im Jahre 1984 wurde er mit dem Ablegen eines Blumengebindes am in unmittelbarer Nähe der Erlöserkirche befindlichen sowjetischen Ehrenmal eingeleitet. Stadtjugendpfarrer Hülsemann äußerte im Beisein von zwölf Personen:
»Man darf am Stein nicht vorbeigehen. Die Verdienste der Sowjetunion für die Verjagung der faschistischen Barbaren muss man würdigen. Man darf die Verbrechen des Faschismus nicht vergessen. Die Toten darf man nicht ruhen lassen, sondern muss in ihrem Gedenken gegen Barbarei und unmenschliche Unterdrückung eintreten.«
In der Zeit von 10.00 Uhr bis 11.15 Uhr folgte ein Gottesdienst mit ca. 800 Personen aller Altersgruppen. Inhalt des Gottesdienstes waren Spielszenen, die aus dem Alten Testament abgeleitet wurden. Am Beispiel der Geschichte von Jona und dem »Walfisch« wurde von neutralistischen Positionen aus dargestellt, dass die »kleinen Leute« die Macht nicht den »Mächtigen in Ost und West, in Moskau und Washington« überlassen und sich nicht in die Privatsphäre zurückziehen sollten. Industrieproduktion und Rüstungswettlauf zerstören die Lebensgrundlagen der Menschheit. In verbrämter Form wurden damit die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR negativ bewertet und angegriffen, wurde zu Aktivitäten und Aktionen aufgerufen (»Die trügerische Ruhe im Innern des »Walfisches« ist gleichbedeutend mit der Unfreiheit in unserer Gesellschaft«.)
Im Anschluss an den Gottesdienst folgte die Veranstaltung »Lieder und Texte« – 1. Teil (Leitung: Pfarrer Eppelmann, ca. 150 Teilnehmer).
Den Organisatoren ist es nicht gelungen wie beabsichtigt, die Schriftsteller Stefan Heym,36 Ulrich Plenzdorf37 und Rolf Schneider38 für diesen Veranstaltungsteil zu gewinnen. Dagegen wirkten erneut Personen mit, die im Rahmen kirchlicher Veranstaltungen ihre Öffentlichkeit suchen. So u. a. die Liedermacher Karl-Heinz Bomberg39 (Berlin), Stefan Krawczyk40 (Gera) und die Schriftstellerin Gabriele Eckart41 (Berlin). Ohne offene feindliche Positionen zu vertreten, wurden von den Literaten und Liedermachern pessimistische, Zweifel an der Richtigkeit der Friedenspolitik der DDR beinhaltende Aussagen getroffen, wurden »bessere Reisemöglichkeiten« gefordert.
Teil 2 der Veranstaltung »Lieder und Texte« (ca. 400 Personen) wurde als Nachmittagsveranstaltung durchgeführt. Dabei kam es zu offenen Verleumdungen. Die kirchliche Gruppe »Liederkränzchen Friedrichsfelde«42 diffamierte in Liedern mit den Titeln »Wir werden überwacht« und »Es kommt kein Frieden von da oben – die Unterdrückung ist legal« die Friedens- und Sicherheitspolitik der DDR. Stefan Krawczyk verleumdete die sozialistischen Verhältnisse in der DDR, indem er die Machtverhältnisse, die Medien- und Jugendpolitik angriff.
Analog dieser Veranstaltung verlief der Programmpunkt »Dichterstübchen« im Gemeindehaus (45 Teilnehmer), an dem sich die Eckart, der Nachwuchsschriftsteller Uwe Kolbe43 (Berlin) und weitere Literaten beteiligten.
Wie üblich liefen verschiedene Veranstaltungen parallel. Vor ca. 300 Zuhörern fand von ca. 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr in der Kirche eine Podiumsdiskussion statt, die unter Leitung u. a. von Pfarrer Pahnke und Bärbel Bohley stand.
Insgesamt wurde mit dieser Veranstaltung nicht die Erwartungshaltung der Organisatoren erfüllt; es war nur eine mangelnde Diskussionsbereitschaft erkennbar. Diskutiert wurde zur Problematik »Friedensfähigkeit« und »Konfliktverhalten«.
Eine im Bereich der Gesellschaftswissenschaften tätige Person bezeichnete die gesellschaftswissenschaftliche Arbeit in der DDR als »nicht tiefgründig und nur der Propaganda dienend«. Angeblich würden »viele« Gesellschaftswissenschaftler in der DDR resignieren und aus Angst vor Sanktionen die Wahrheit verschweigen.
Diese Wissenschaftler versuchen gegenwärtig eine »für und innerhalb der Friedensbewegung praktikable eigenständige gesellschaftswissenschaftliche Theorie und Bildung« zu entwickeln.
Wiederholt wurde dafür plädiert, die sogenannte staatlich unabhängige Friedensbewegung in der DDR müsse sich intensiver mit der Frage der Kindererziehung beschäftigen und sich auch auf diesem Gebiet bemühen, »eigenständige Ansätze« dafür zu entwickeln.
Der hinlänglich bekannte Heiko Lietz (Güstrow/Schwerin) rief dazu auf, in den Elternvertretungen an den Schulen mitzuwirken, um dort Einfluss auf die »Friedenserziehung« der Kinder zu nehmen und Bärbel Bohley erklärte, im September in Berlin eine sogenannte Kinderalternative gründen zu wollen.
Diskutiert wurde ferner über die Aufnahme von Kontakten seitens Bürgern der BRD zu »Friedenskämpfern« in der DDR, über den »Druck der Gesellschaft« auf den Einzelnen, die angebliche Verweigerung der Meinungsfreiheit in der DDR und die Erzeugung von Feindbildern.
Die Veranstaltung »Friedensutopien« wurde mit 30 Teilnehmern in der Generalsuperintendentur durchgeführt; es referierte der Synodale der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Dr. Fischbeck,44 über »Gründe des Unfriedens – Visionen, Merkmale und Möglichkeiten des Friedens«. Die Darlegungen waren klassenindifferent und orientierten auf ein herrschaftsfreies, brüderliches und solidarisches Zusammenleben der Menschen.
Zu einer Diskussion zum am Vortag angekündigten Thesenpapier des »Friedenskreises« Berlin-Friedrichsfelde fanden sich ca. 40 Personen, darunter Bürger aus der BRD, zusammen. Von letzteren wurde die Frage aufgeworfen, weshalb in der DDR nicht »stärker« für den Frieden demonstriert werde. In der Erwiderung darauf wurde geäußert, es gebe in der DDR »durchaus legale Friedensinitiativen ohne Spektakel«. Man gehe dabei den Weg der Kleinarbeit im kirchlichen, im Arbeits- und Privatbereich und verfolge das Ziel, sich unauffällig in Schulen, Universitäten und Betrieben zu etablieren, in der Hoffnung, eine kritische Organisation in der Jugend ohne Titel zu schaffen.
Pfarrer Eppelmann leitete eine einstündige Diskussion zum Thema »Befreiung – Selbstbefreiung«. Ausgehend von der Thematik der letzten Blues-Messen45 (»Von der Befreiung zur Befreiung«) wurden Fragen der Identifikation und Indentität, von Freiheit und Emigration, Reisefreiheit und Zivilcourage diskutiert. In provokativer Art und Weise trat der »Liedermacher« Wolfgang Mahel46 (Berlin) auf. Er äußerte, sich mit »diesem Staat« nicht identifizieren zu können, forderte zu verstärkten Protesten und dazu auf, als Künstler »in die Emigration zu gehen«. Auch hier wurden in der Diskussion Angriffe gegen die Bildungs- und Erziehungspolitik und besonders gegen die Wehrerziehung geführt.
In einem speziellen Diskussionskreis (ca. 100 Personen) fanden sich Schwule und Lesben zusammen, die hauptsächlich im Sinne ihrer Selbstdarstellung agierten.
Die Abschlussmediation fand von 17.10 Uhr bis 17.40 Uhr in der Kirche statt und wurde von ca. 400 Personen besucht. Sie trug rein religiösen Charakter. In einer Andacht hielt Stadtjugendpfarrer Hülsemann Rückblick auf die Veranstaltungen der »Friedenswerkstatt«. Er hob das Engagement der Teilnehmer hervor und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dies ein Beitrag zum Frieden gewesen sei. Er behauptete, dass über der »Friedenswerkstatt« ein Schatten lag, nämlich der, dass gegen den Willen der Anwesenden die Raketen stationiert47 wurden und dass eine Weltraumrüstung48 angestrebt werde.
Auf dem Außengelände der Erlöserkirche hatten 20 verschiedene Gruppen – alle Raum Berlin – Stände aufgebaut (l984 = 15), mit denen sie auf die wesentlichen Inhalte und Arbeitsweisen ihrer Gruppen aufmerksam machen wollten. Gegenüber dem Vorjahr waren keine neuen Tendenzen erkennbar.
Erneut wurden jedoch verschiedenste Materialien pseudopazifistischen und pseudoökologischen Inhalts sowie politische Pamphlete zum Kauf bzw. zur kostenlosen Abgabe angeboten, so u. a. Nachdrucke von innerstaatlichen und völkerrechtlichen Dokumenten, Materialsammlungen zur »Friedensarbeit«, die Pamphlete des Hirsch zum »UNO-Jahr der Jugend«49 sowie hinlänglich bekannter feindlich-negativer Kräfte der DDR an die antisozialistischen Kräfte der »Charta 77«50 in der ČSSR; darüber hinaus jedoch auch sogenannte Mail-Art-Postkarten und pazifistische Symbole und Aufnäher.
Versuche der Unterschriftensammlung unternahmen der bekannte Martin Böttger zu der am 6. Mai 1985 in der Botschaft der USA in der DDR übergebenen »Petition für ein blockfreies Deutschland«,51 der bekannte Heiko Lietz für einen Aufruf, den 6. August künftig als Weltgedenktag zur Bewahrung des Lebens zu begehen, der bekannte Ralph Hirsch zu einem neuen »Papier«, das sich inhaltlich an den genannten »Brief zum UNO-Jahr der Jugend« anlehnen und an die Teilnehmer der XII. Weltfestspiele der Jugend und Studenten52 gerichtet sein soll.
Breiten Raum nahmen Dokumentationen zu Fragen des Umweltschutzes ein, woraus eine intensivere Hinwendung zu diesem Problemkreis in fast allen sogenannten Basisgruppen erkennbar ist. Verdeutlicht wird das vor allem durch den Umfang und die Konkretheit der zur Ausstellung gelangten Materialien.
Mit dem Ziel der Erhöhung der Wirksamkeit der Maßnahmen bei der Zurückdrängung von Aktivitäten reaktionärer kirchlicher und anderer feindlich-negativer Kräfte, unter dem Deckmantel religiöser Veranstaltungen gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung vorzugehen, wird vorgeschlagen, seitens zuständiger staatlicher Organe der DDR eine konkrete inhaltliche Auswertung der »Friedenswerkstatt 1985« mit der Leitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg vorzunehmen.
Ausgewählte staatliche und gesellschaftliche Kräfte im Bereich der Hauptstadt der DDR, Berlin, sollten in geeigneter Form informiert, mobilisiert und befähigt werden, in den Ausbildungsstätten und Arbeitsstellen die gezielte politisch-ideologische und erzieherische Auseinandersetzung besonders mit jenen Teilnehmern der »Friedenswerkstatt« fortzuführen bzw. einzuleiten, die politisch negative Auffassungen oder Haltungen erkennen ließen.53
Die Leitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg sollte beauflagt werden, künftig Auftritte der Liedermacher Krawczyk und Mahel wegen deren feindlich-negativen und provokatorischen Verhaltens zu verhindern; ansonsten werden staatlicherseits rechtliche Maßnahmen gegen diese Personen eingeleitet.
Durch die zuständigen staatlichen Organe sollten vorbeugende Maßnahmen zur Unterbindung von Aktivitäten der Bärbel Bohley, im Sinne der Schaffung einer sogenannten Kinderalternative und anderer, die sozialistische Erziehung besonders von Kindern entgegenstehender Maßnahmen wirksam zu werden, eingeleitet werden.
Seitens des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR sollte geprüft werden, welche Sanktionen gegenüber dem in der DDR akkreditierten ständigen Korrespondenten der ARD, Merseburger, hinsichtlich seines Verstoßes gegen die Journalistenverordnung der DDR angewendet werden könnten.
Gegenüber im Zusammenhang mit der »Friedenswerkstatt 1985« feindlich-negativ in Erscheinung getretenen Personen aus der BRD und anderen nichtsozialistischen Staaten sollten im Falle der Wiederholung derartiger Verhaltensweisen Maßnahmen zur Sperre der Einreise in die DDR und der Teilnahme am übrigen Transitverkehr eingeleitet werden.
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