Nach dem MfS streng intern vorliegenden Hinweisen beabsichtigt General a. D. Bastian¹ bei seinem Aufenthalt in Torgau am 25. April 1985² namens der Gruppe »Generale für Frieden und Abrüstung«³ nachfolgenden Appell vorzutragen und zu veröffentlichen:

Als Veteranen des Zweiten Weltkriegs und Mitglieder der Gruppe »Generale für Frieden und Abrüstung« begrüßen wir das Treffen ehemaliger Kriegsteilnehmer aus Ost und West in Torgau am 25.4.1985 als ein Symbol unseres Kampfes für Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern.

Dieses Treffen erinnert nicht nur an die Besiegelung des Kriegsendes und an die Befreiung vom Hitler-Faschismus vor nunmehr 40 Jahren. Dieses Treffen soll auch die Hoffnungen auf eine Welt ohne Krieg und Unterdrückung wiederbeleben, die damals die Menschheit erfüllt haben.

Leider haben die Ereignisse der vergangenen 40 Jahre diese Hoffnungen nicht bestätigt. Die damalige Kooperation der Supermächte ist von einer friedensgefährdenden Konfrontation abgelöst worden; die Bereitschaft zur friedlichen Koexistenz hat einem verhängnisvollen Streben nach militärischer Überlegenheit Platz gemacht; die Strategie der gesicherten gegenseitigen Vernichtung vergiftet unser Leben und erzeugt mit immer neuem Misstrauen ein lebensbedrohendes Wettrüsten ohne Ende.

Wir appellieren deshalb an die Veteranen in allen Ländern, die Regierungen in Ost und West aufzufordern,

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  den Konfrontationskurs zu ändern und zur Politik der friedlichen Koexistenz zurückzukehren,

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  die am 12.3.1985 in Genf begonnenen Abrüstungsgespräche mit dem ernsten Willen zu führen, die Welt von der Geißel der nuklearen Katastrophe zu befreien,⁴

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  diese Verhandlungen nicht durch eine Fortsetzung der Entwicklung, Produktion und Stationierung neuer Nuklearwaffen zu erschweren, sondern durch einen sofortigen Entwicklungs-, Produktions- und Stationierungsstopp entscheidend zu erleichtern,

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  auf alle Pläne zur Ausdehnung des Wettrüstens auf den Weltraum sofort und unwiderruflich zu verzichten,

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  alle militärischen Interventionen zu unterlassen bzw. zu beenden,

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  die Lösung der immer bedrohlicher werdenden Probleme im Zusammenhang mit Hunger und Elend in der Dritten Welt sowie mit der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen durch den sogenannten zivilisatorischen und industriellen Fortschritt gemeinsam und mit ausschließlich friedlichen Mitteln zu lösen.

Der 25. April 1945 war ein Tag der Hoffnung! Der 25. April 1985 soll mit der Rückbesinnung diese Hoffnung wiederbeleben helfen! In diesem Sinne grüßen wir die in Torgau versammelten Veteranen als Freunde und Mitstreiter für eine Welt ohne Krieg und Kriegsfurcht und für ein friedliches Zusammenleben der Völker auf der Grundlage garantierter Menschenrechte.

Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.

1. Zum nächsten Dokument Äußerungen aus dem Vatikan zum Honecker-Besuch beim Papst
   

   [ohne Datum]
   Information Nr. 172/85 über Meinungsäußerungen aus leitenden vatikanischen Kreisen zum bevorstehenden Gespräch zwischen dem Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Genossen Erich Honecker, mit Papst Johannes Paul II

2. Zum vorherigen Dokument Reaktionen der Bevölkerung auf Gorbatschow-Interview
   

   20. April 1985
   Hinweise über Reaktionen der Bevölkerung der DDR auf das Interview des Generalsekretärs des ZK der KPdSU, Genossen Gorbatschow, für die »Prawda« [O/140]