Direkt zum Seiteninhalt springen

Hinweise zu Problemen bei der Energieversorgung

8. Oktober 1985
Hinweis zu einigen Problemen der Versorgung der Volkswirtschaft und der Bevölkerung mit Energieträgern [K 1/160]

Die Versorgung der Bevölkerung und Volkswirtschaft mit Elektroenergie, festen Brennstoffen, Gas (Stadtgas, Importerdgas, eigenes Erdgas) und Wärme wurde bisher auf der Grundlage der Kennziffern des Staatsplanes und der im weiteren Verlauf des Jahres 1985 beschlossenen Versorgungskonzeptionen stabil und bedarfsgerecht gewährleistet.

Dessen ungeachtet ist bei der Einschätzung der Gesamtsituation zu beachten, dass entsprechend der »Direktive zur Gewährleistung einer sicheren Energie- und Brennstoffversorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung im Winterhalbjahr 1985/1986« (Beschluss des Sekretariats des ZK vom 22.8.1985)1 es erforderlich wurde, über die Zielstellungen des Staatsplanes 1985 hinaus höhere Produktionsgrößen im Interesse der Abdeckung des begründeten Bedarfes an Energieträgern festzulegen. Daraus resultiert, dass trotz der Erfüllung des Staatsplanes (z. B. bei Rohbraunkohle, Abraumbewegung, Siebkohle) die vorgesehenen Leistungsziele gemäß Winterdirektive nicht im vollen Umfang (insbesondere bei Siebkohle) erreicht wurden.

Im Einzelnen:

In den Monaten August/September 1985 war die Lage in der Elektroenergieversorgung an einzelnen Tagen außerordentlich angespannt.

Die Ursachen dafür liegen im nach wie vor hohen Störgeschehen in den Großkraftwerken Lübbenau-Vetschau, Boxberg, Jänschwalde und Thierbach, das vorwiegend durch verschleißbedingte Rohrschäden an den Dampferzeugern charakterisiert ist.

So bestand im August 1985 an der Hälfte der Kalendertage infolge außerplanmäßiger Ausfälle an Kraftwerksleistungen eine instabile Lage; u. a. fielen im Zeitraum 27. bis 30. August 1985 insgesamt über 1 900 MW und an weiteren elf Kalendertagen jeweils über 900 MW aus. An 16 Tagen war der Einsatz der Katastrophenreserve zur Sicherung der Volkswirtschaft und der Bevölkerung mit Elektroenergie (eigenes Erdgas) erforderlich. Diese instabile Lage setzte sich besonders in den ersten beiden Wochen des Septembers fort.

So betrugen die außerplanmäßigen Ausfälle im September

  • an zehn Kalendertagen mehr als 400 MW,

  • an sieben Kalendertagen mehr als 500 MW,

  • an fünf Kalendertagen mehr als 600 MW,

  • an vier Kalendertagen mehr als 700 MW.

Am 23. September 1985 betrug der Ausfall an Kraftwerksleistungen 1 287 MW bzw. am 9. September 1985 1 384 MW.

Es war wiederum erforderlich, eigenes Erdgas aus der Katastrophenreserve (an 22 Kalendertagen) einzusetzen.

Der Winterdirektive liegt für das Jahr 1985 eine Rohbraunkohleförderung von 310 bis 314 Mio. t zugrunde. Bei einem erreichten Aufkommen von ca. 232 Mio. t bis einschließlich 30.9.1985 und einer geplanten Förderung von ca. 80 Mio. t im IV. Quartal 1985 wird die Zielstellung der Winterdirektive voraussichtlich erreicht.

Zur Sicherung einer stabilen Versorgung mit Rohbraunkohle im Winterhalbjahr 1985/86 sind entsprechend der Winterdirektive bis zum 31.12.1985 mindestens 38 Mio. t Rohbraunkohle in den Tagebauen freizulegen. Der am 30.8.1985 erreichte Bestand an freigelegter Rohbraunkohle von ca. 34 bis 35 Mio. t bietet nach Expertenhinweisen die Voraussetzung zur Erfüllung vorgenannter Zielstellung. Der Prozess der Bestandsentwicklung verläuft jedoch in den einzelnen Tagebauen sehr differenziert.

Bei der Produktion von Siebkohle wurde die Zielstellung der Winterdirektive (15,8 Mio. t zum Jahresende 1985) zum 30.9.1985 anteilig mit ca. 11,1 Mio. t erfüllt. Das derzeitig durchschnittlich tägliche Niveau der Produktion von Siebkohle reicht nach Einschätzung von Experten jedoch nicht aus, um im IV. Quartal 1985 die erforderliche Menge Siebkohle (ca. 4,7 Mio. t) zur Erfüllung der Zielstellung der Winterdirektive sicherstellen zu können. Die Produktion von Siebkohle ist durch Diskontinuität gekennzeichnet. Durch die geringere Absiebung der gelieferten Rohkohle in den Kraftwerken aufgrund ihrer bedarfsbedingten Fahrweise, die Anlieferung nicht siebfähiger Rohkohle und die mit Terminverzügen behafteten Inbetriebnahmen neuer Siebanlagen (materiell-technische Sicherung) wird die Kontinuität der Siebkohleproduktion wesentlich beeinträchtigt.

Die der Winterdirektive zugrunde liegende Zielstellung der Produktion von Braunkohlenbrikett in Höhe von 50,63 Mio. t für 1985 wurde bis zum 30.9.1985 mit ca. 37,8 Mio. t anteilig erfüllt. Durch störungsbedingte zeitweilige Ausfälle in den bis an die obere Leistungsgrenze betriebenen Brikettfabriken, z. B. im VEB Braunkohlenveredelung Espenhain (Produktionsausfall von 18 kt durch ungenügende Pressenverfügbarkeit im September 1985), und die wegen akuter bautechnischer Gefährdung am 30.9.1985 erfolgte Teil-Außerbetriebnahme der Brikettfabrik Lobstädt des VE Braunkohlenkombinat Bitterfeld (Produktionsausfall im IV. Quartal 1985 ca. 18 bis 20 kt) ist die Erfüllung der Zielstellung der Winterdirektive gefährdet.

Zur Gewährleistung einer stabilen und bedarfsgerechten Versorgung mit Stadtgas ist nach der Winterdirektive ein Aktivgasbestand von 490 Mio. m3 per 31.10.1985 in den Untergrundgasspeichern erforderlich. Entsprechend dem erreichten Aktivgasbestand am 30.9.1985 in Höhe von 478,2 Mio. m3 Stadtgas und der festgelegten Ganglinie zur Einspeisung auf der Grundlage der Versorgungskonzeption wird nach Einschätzung von Experten die festgelegte Zielstellung der Winterdirektive erreicht.

Der Aktivgasbestand an Importerdgas in den Untergrundgasspeichern betrug am 30.9.1985 rund 730 Mio. m3 bei einer Jahresendzielstellung der Winterdirektiv von 700 Mio. m3 unter Berücksichtigung des weiteren Heizöleinsatzes zur Substitution von Importerdgas entsprechend den zentralen Beschlüssen bestehen die Voraussetzungen zur Erfüllung der Zielstellung der Winterdirektive.

Das Aufkommen an eigenem Erdgas sicherte eine bedarfsgerechte Versorgung.

  1. Zum nächsten Dokument Einnahmen Mindestumtausch, 30.9.–6.10.1985

    10. Oktober 1985
    Information Nr. 414/85 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 30. September 1985 bis 6. Oktober 1985

  2. Zum vorherigen Dokument Diebstahl durch den Betriebsschutz im VEB Chemische Werke Buna

    8. Oktober 1985
    Information Nr. 413/85 über die Ergebnisse der Untersuchung von Diebstahlshandlungen durch Angehörige des Betriebsschutzamtes Schkopau im Kombinat VEB Chemische Werke Buna