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Probleme bei der Energieversorgung (2)

19. November 1985
Information Nr. 467/85 über die wesentlichsten Probleme im Zusammenhang mit der Energieversorgung im Winterhalbjahr 1985/1986

Nach dem MfS vorliegenden internen Hinweisen wurden durch die zuständigen staatlichen und wirtschaftsleitenden Organe auf der Grundlage der »Direktive zur Gewährleistung einer sicheren Energie- und Brennstoffversorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung im Winterhalbjahr 1985/86« vom 22. August 19851 und weiterer zentraler Beschlüsse sowie in Auswertung der Erfahrungen bei der Versorgung mit Energieträgern im Winter 1984/85 die erforderlichen Leitungsdokumente und Maßnahmepläne auf allen Ebenen im Industriezweig Kohle und Energie erarbeitet und praxiswirksam. Damit bestehen günstige Voraussetzungen für die Leistungsentwicklung der Kohle- und Energiewirtschaft und zur weiteren Stabilisierung der energetischen Produktions- und Versorgungsprozesse.

Im Verlauf der bisherigen Durchsetzung dieser Beschlüsse wurde insgesamt das Leistungsniveau bei der Produktion und Versorgung mit Energieträgern erhöht, wobei die weitere Steigerung des Energieträgeraufkommens auf der Basis einheimischer Brennstoffe erfolgt (Niveau der täglichen Rohbraunkohleförderung liegt höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres).2

Überboten wurde auch die Zielstellung zur Bevorratung der Volkswirtschaft mit festen Brennstoffen.

An wesentlichen Hauptausrüstungen der Braunkohlenindustrie, der Energieerzeugungs-, -verteilungs- und -übertragungsanlagen konnten umfangreiche Reparaturen und Instandhaltungen abgeschlossen werden, sodass bessere Voraussetzungen für eine höhere Produktionsstabilität an diesen Anlagen gegeben sind.

Es zeigt sich aber auch, dass trotz anteiliger Erfüllung bzw. Übererfüllung wesentlicher Produktionskennziffern Instabilitäten und eine noch zu hohe Anzahl von Störungen und Havarien an Produktionsanlagen, Qualitätsmängel bei Reparaturen und Instandhaltungen sowie Verletzungen der technologischen Disziplin, Ordnung und Sicherheit die Planergebnisse schmälern.

Das betrifft u. a. Leistungsausfälle in der Abraumbewegung durch Störungen an Tagebaugroßgeräten, die Minderproduktion in der Braunkohlenbriketterzeugung infolge anhaltender Instabilität der Produktionskapazitäten des VEB Braunkohleveredelung Espenhain, das Nichterreichen geplanter Kraftwerksleistungen im Verantwortungsbereich des VE Kombinates Braunkohlenkraftwerke durch teilweise eingetretene Qualitätsmängel bei der Durchführung von Reparaturen und Instandhaltungen an den Kraftwerksblöcken, in deren Folge Wiederanfahrprozesse verzögert wurden bzw. erneute Produktionsstillstände eintraten.

Zur Schaffung höherer Sicherheiten für die Versorgung mit Energieträgern im Winterhalbjahr 1985/86 wird es deshalb für notwendig erachtet, die noch ausstehenden geplanten Generalreparaturen und Instandsetzungen an energetischen Haupt- und Nebenanlagen sowie an den Tagebaugeräten und im Kohlefahrbetrieb unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte vollständig und in hoher Qualität zu realisieren.

Unter Beachtung der volkswirtschaftlich begrenzten Fonds sei nach Auffassung der Experten der Abbau noch vorhandener Schwachstellen und begünstigender Bedingungen für Störungen, Havarien und Brände in veralteten und teilweise verschlissenen Produktionsanlagen, z. B. Brikettfabriken, Industriekraftwerken, Dampferzeugungsanlagen in einigen Großkraftwerken, nur durch langfristig angelegte Rekonstruktionsprogramme möglich, sodass einige Schwachstellen und Unsicherheiten für die Produktion und Versorgung auch im Winterhalbjahr 1985/86 fortbestehen.

Zusammenfassend ist einzuschätzen, dass trotz der erzielten Fortschritte noch Unsicherheiten und Gefahren für eine bedarfsgerechte Versorgung der Volkswirtschaft und Bevölkerung mit Energieträgern, insbesondere bei der Elektroenergie- und Stadtgasversorgung sowie in der Versorgung mit festen Brennstoffen bestehen. Insbesondere bei Kälteperioden bzw. bei extremen Witterungsbedingungen und bei aus der Anlageninstabilität begründeten außerplanmäßigen Ausfällen sind Versorgungseinschränkungen oder zeitweilige Versorgungsunterbrechungen nicht auszuschließen.

Auf einige Probleme wird nachfolgend hingewiesen:

In der Braunkohlenindustrie wurden bis Ende Oktober 1985 die anteilmäßigen Produktionsziele in allen Positionen im Wesentlichen erfüllt bzw. überboten (damit wurde gegenüber dem Vergleichszeitraum 1984 eine Steigerung in der Abraumbewegung um 3,6 %, in der Rohbraunkohleförderung um 5,3 %, in der Siebkohleproduktion um 47,4 %, in der Brennstauberzeugung um 5,9 % und in der BHT-Koksproduktion um 1,2 % erreicht).

Mit dieser Erfüllung bestehen nach vorliegenden Experteneinschätzungen günstige Voraussetzungen, die Brennstoffversorgung im Winterhalbjahr 1985/86 abzusichern.

Nach Einschätzung des Ministeriums für Kohle und Energie wird eine Jahresförderung 1985 von ca. 312 Mio. t Rohbraunkohle gesichert.

Wie dazu von Fachexperten eingeschätzt wird, sind jedoch die Jahreszielstellungen in den Positionen Abraumbewegung und Rohkohleförderung infolge der Instabilität des Großtagebaues Welzow Süd, [Bezirk] Cottbus und eingetretener Terminverzüge bzw. Verschiebungen in das Jahr 1986 bei einer Reihe geplanter Reparaturen und Instandhaltungen gefährdet.

Komplizierte geologische Bedingungen, die Nichtbeherrschung der technologischen Regime und ein hohes Störgeschehen an der Abraumförderbrücke F 603 sowie die durch Untererfüllung der Leistungen im Vorschnitt entstandenen Rückstände im technologischen Vorlauf können – so wird hervorgehoben – zu Beeinträchtigungen der notwendigen Rohkohlefreilegung und -förderung in diesem für die Versorgung des Gaskombinates Schwarze Pumpe bedeutsamen Großtagebau führen.

Darüber hinaus besteht am Tagebaugroßgerät SRs 6 3004 eine Gefährdungssituation (rissbehaftete Schaufelradwelle), die zum Ausfall des gesamten Geräteverbandes führen kann. (Eine Auswechselung kann frühestens im März 1986 erfolgen und hat einen mehrmonatigen Stillstand zur Folge.)

Fehlende bzw. nichtausreichende materiell-technische Sicherstellungen führten zu Terminverzügen bzw. -verschiebungen in das Jahr 1986 bei einer Reihe geplanter Reparaturen und Instandhaltungen von Tagebaugeräten (u. a. BKW Borna – Kohlebagger 1 446 und Absetzer5 1 069; BKW Regis-Kohlebagger 1 430 und 1 40), weil Kapazitäten des Kombinates Anlagenbau Braunkohle an einem anderen Schwerpunkt eingesetzt werden mussten.

Ein weiteres Problem stellt nach Auffassung der Experten das Erreichen des erforderlichen Reparaturstandes an Kohleabraumwagen bzw. Elektrolokomotiven dar. So konnten z. B. die Zielstellungen zur Senkung des Reparaturstandes der 84 m3-Kohlewagen und der Elektrolokomotiven in den Braunkohlenkombinaten Senftenberg und Bitterfeld nicht erreicht werden, vor allem infolge der nicht ausreichenden Bereitstellung aufgearbeiteter Ersatz- bzw. Auswechselteile, wie Radsätze, Achswellen, Fahrmotore, Armaturen für Bremsanlagen und Wälzlager durch die Reparaturwerkstätten im Industriezweig Kohle und Energie.

Die Leistungsfähigkeit des Kohlefahrbetriebes wird außerdem dadurch beeinträchtigt, dass die geforderte Produktion und Bereitstellung von 140 000 Stück Stahlkastenschwellen nur mit ca. 123 000 Stück realisiert werden kann.

Rückstände bei der Rekonstruktion der Produktionsanlagen im Kombinat Anlagenbau Braunkohle haben zur Folge, dass die Bereitstellung von 200 Stück 84 m3-Kohlewagen erst 1986, davon 60 Stück im I. Quartal, erfolgen wird.

Der Ausfall dieser Transportkapazitäten kann nur teilweise auf der Grundlage von Mietverträgen zwischen der Kohleindustrie und der Deutschen Reichsbahn kompensiert werden.

Vom Schwermaschinenbaukombinat TAKRAF planmäßig bereitzustellende wesentliche Ersatzteile für die Tagebautechnik sind bisher nicht sortimentsgerecht ausgeliefert worden, insbesondere spezielle Ersatzteile für Getriebe als Reservegrundmittel zur schnellen Beseitigung auftretender Störungen an 34-m-Abraumförderbrücken, Schaufelradbaggern SRs 1 200 und Absetzern AS 1 120.

Die festgelegten normativen Bestände an sofort greifbar freigelegter Rohbraunkohle als ein Kriterium für die Leistungsbereitschaft wurden bis Ende Oktober 1985 anteilig erfüllt (u. a. wurde im Förderraum Cottbus mit über 20%iger Übererfüllung ein bedeutender Vorsprung bei der Rohbraunkohlefreilegung erarbeitet).

Damit liegen die Bestände gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 2,1 Mio. t, d. h. um 5,6 % höher.

Zwischen den Tagebauen der Förderräume bestehen ungeachtet der insgesamt günstigen Lage Unterschiede im erreichten Niveau des Bestandes an freigelegter Rohkohle aufgrund verzögerter Inbetriebnahme neuer Kapazitäten (Cottbus-Nord, Espenhain), des Störgeschehens und der nichtausreichenden Beherrschung der technologischen Probleme in der Tagebauführung.

Die Jahresendzielstellungen 1985 bei der Produktion von Siebkohle (15,8 Mio. t) werden nach derzeitigen Einschätzungen von Experten nicht erreicht, da in den zurückliegenden Monaten das tägliche Produktionsniveau in der Siebkohleproduktion nicht den Erfordernissen entsprach.

Die Rückstände entstanden hauptsächlich durch Terminverzüge bei der Errichtung neuer Siebkohle-Produktionsanlagen infolge nicht ausreichender materiell-technischer Sicherstellung, durch die unkontinuierliche Bereitstellung qualitätsgerechter Rohbraunkohle und die reduzierte Fahrweise der Siebkohleanlagen in den Kraftwerken aufgrund eines geringeren Rohbraunkohledurchsatzes in Abhängigkeit des bedarfsbedingten Einsatzes der Kraftwerke.

Die geplante Zielstellung bei der Produktion von Braunkohlenbrikett (50,63 Mio. t 1985) kann – unter der Voraussetzung des Erreichens der höchsten Leistungsgrenze der Brikettfabriken – nach dem gegenwärtigen Stand der Planerfüllung und nach vorliegenden Einschätzungen erfüllt werden, wenn die geplante Verfügbarkeit der Brikettfabriken erhalten bleibt. Die Voraussetzungen dafür sowie für das Produktionsaufkommen im I. Quartal 1986 werden jedoch durch eine Reihe von Instabilitäten bei der Produktion von Braunkohlenbrikett trotz durchgeführter planmäßiger Reparaturen, Instandhaltungen und Rekonstruktionen nicht in jedem Fall gewährleistet.

Das betrifft insbesondere die Brikettfabriken im VEB Braunkohlenveredlung Espenhain (Instabilität der Pressen) und neun Brikettfabriken im Bereich des VE Braunkohlenkombinates Senftenberg, wo Gefährdungen für eine kontinuierliche Dampfversorgung für Trockenprozesse infolge verschlissener Baugruppen der Dampferzeuger bestehen.

Der erreichte Stand der Versorgung und Bevorratung mit festen Brennstoffen bietet günstige Voraussetzungen für die Versorgung der Verbraucher im Winterhalbjahr 1985/86.

Bei Groß- und Spezialverbrauchern gewährleistet der derzeitige Bestand an Rohbraunkohle im Durchschnitt 49 Reichtage (Ziel: 30 Reichtage) und bei Verbrauchern im Bereich des Kohlehandels 96 Reichtage. Die festgelegte Bevorratung von 20 Reichtagen bei Braunkohlenbrikett und 30 Reichtagen bei Rohbraunkohle wird jedoch bei rund 70 Betrieben wegen fehlender Lagerkapazitäten nicht erreicht.

Darüber hinaus sind zeitweilige bzw. territorial nachteilige Auswirkungen auf den planmäßigen Ablauf der Versorgungsprozesse für alle Bedarfsträger – bedingt durch eventuelle notwendige Eingriffe/Veränderungen in die vorgesehenen Transportregime zur Sicherstellung der Versorgung dieser 70 Betriebe – nicht auszuschließen.

Trotz der bisher erreichten Übererfüllung bei der Einlagerung von Braunkohlenbrikett wird nach vorliegenden Einschätzungen der vorgesehene Jahresendbestand (3 500 kt) nicht erreicht, sondern nur etwa 2 100 kt betragen.

Der Mehrbedarf bei Braunkohlenbrikett gegenüber der Bilanz, der zu einer Reduzierung der Bestände führt, resultiert vor allem aus den verstärkten Käufen der Bevölkerung (+ 674 kt gegenüber der Bilanz), der Erhöhung der Kontingente für die sowjetische Armee (+ 150 kt) und für die Landwirtschaft (+ 50 kt) sowie aus Rückständen bei der Substitution (z. B. Ablösung des Einsatzes von Braunkohlenbrikett in Gliederkesselanlagen durch Rohbraunkohle und Siebkohle).

(Die Deckung des bestehenden Defizites (1 400 kt) erfolgt durch den Einsatz von energetischer Steinkohle aus Sperrbeständen und Lagern der Staatsreserve und von BHT-Koks. Darüber hinaus wurde zwischenzeitlich festgelegt, weitere NSW-Importe von Steinkohle in Höhe von 200 kt aus der bestehenden Option vorzubereiten.)

Die Bevorratung des Kohleplatzhandels mit Braunkohlenbrikett entsprach Ende September 1985 noch nicht den Normativen, da territorial unterschiedlich – eine zu wenig differenzierte Disposition der Verteilung der Braunkohlenbrikett (teilweise Überbelieferung der Wirtschaft) und eine verstärkte Inanspruchnahme der Bestände des Kohleplatzhandels für die Bevölkerungsversorgung zu verzeichnen waren.

Von Experten wird übereinstimmend jedoch auch darauf hingewiesen, dass die VEB Kohlehandel nicht über die erforderliche materiell-technische Ausstattung (z. B. Nutzkraftwagen, Anhänger, Raupendrehkrane, Frontlader, Planierraupen) verfügen, um durch rationellere Gestaltung der Umschlag- und Transportprozesse den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Bisherige Anträge des Ministeriums für Kohle und Energie an die Staatliche Plankommission zur volkswirtschaftlichen Einordnung der erforderlichen materiell-technischen Ausstattung für die VEB Kohlehandel wurden abschlägig entschieden.

Die Zielstellung der Direktive zur Belieferung der Haushalte mit Braunkohlenbrikett konnte Ende Oktober 1985 fast vollständig erfüllt werden. Zu diesem Zeitpunkt mussten in der DDR (in 15 Kreisen von vier Bezirken) noch 9 200 Haushalte entsprechend deren Bestellwünschen mit Braunkohlenbrikett versorgt werden. (Bis Ende Oktober erfolgte bereits die Belieferung von insgesamt 4,7 Mio. Haushalten.)

Staatlicherseits sind entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um die Rückstände in der Belieferung der Haushalte mit Braunkohlenbrikett kurzfristig aufzuholen.

Der bilanzierte Jahresfonds für Braunkohlenbrikett von 16 000 kt reicht aufgrund des Kaufverhaltens der Bevölkerung nicht aus, sodass eine Erhöhung dieses Fonds entsprechend dem gegenwärtigen Stand der Bestellungen um 700 kt erfolgen musste.

Trotz erzielter Fortschritte bei der Durchsetzung der Beschlüsse zur Erhöhung der Stabilität sowie der technologischen Disziplin, Sicherheit und Ordnung im Elektroenergiesystem bestehen Experteneinschätzungen zufolge für eine stabile Elektroenergieversorgung unter allen Lagebedingungen Gefährdungen und Unsicherheiten im Winterhalbjahr 1985/86.

Die Elektroenergieerzeugung in den Großkraftwerken Lübbenau/Vetschau, Boxberg, Jänschwalde, Thierbach und Lippendorf ist nach wie vor durch Instabilitäten charakterisiert, wobei Ausfälle von elektrischer Leistung (mehrfach im September/Oktober 1985 bis zu 1 400 MW) überwiegend infolge von Druckkörperschäden an Baugruppen der Dampferzeuger entstanden.

Die volkswirtschaftlich eingeordneten Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen 1985 reichten bisher nicht aus, um alle gefährdeten Baugruppen der Dampferzeuger auszuwechseln und weitere Schwachstellen zu beseitigen.

Im Kraftwerk Lübbenau/Vetschau sind z. B. weitere Rekonstruktionen der Dampferzeuger aufgrund der Überschreitung der normativen Nutzungsdauer gefährdeter Baugruppen notwendig, die teilweise erst für 1987 in die Pläne eingeordnet werden sollen.

Nicht ausreichende materiell-technische und personelle Sicherstellungen gefährden teilweise die bis Ende 1985 noch durchzuführenden Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen in den Kraftwerken.

Die Qualität der Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen ist in einigen Bereichen, z. B. im Kraftwerk Boxberg, mangelhaft, sodass immer wieder Kraftwerksblöcke kurze Zeit nach ihrer Wiederinbetriebnahme ausfallen.

Die Verfügbarkeit der Industriekraftwerke der chemischen Industrie ist instabil, wodurch die Zielstellungen für die Bereitstellung der bilanzierten elektrischen Leistung durch diese Industriekraftwerke im Durchschnitt um 100 MW unterschritten werden.

Die vorgesehene personelle Besetzung der Kraftwerkshaupt- und -nebenanlagen sowie der Instandhaltungsbereiche im Industriezweig Kohle und Energie wurde bisher nicht erreicht. Im Bereich des VE Kombinates Braunkohlenkraftwerke fehlten Anfang September 1985 ca. 270 ausgebildete Fachkräfte für den Betrieb der Kraftwerkshaupt- und -nebenanlagen sowie ca. 1 000 Arbeitskräfte für die Instandhaltung.

Die für 1985 festgelegte Sanierung von 24 havariegefährdeten Großtransformatoren im Elektroenergieverbundnetz wird aus Kapazitätsgründen im VEB Transformatorenwerk Oberschöneweide und im Transformatorenwerk Halle-Büschdorf nicht vollständig realisiert (voraussichtliches Ist: 21 Großtransformatoren).

Bei der Durchführung dieses Programms bestehen darüber hinaus Terminverzüge.

In den Vereinigten Energiesystemen der RGW-Länder (VES) ist die Lage durch zunehmende Elektroenergiedefizite (insbesondere in der SR Rumänien und der VR Bulgarien) im Winterhalbjahr 1985/86 charakterisiert. Dadurch bestehen erhebliche Gefährdungen für eine stabile Elektroenergieversorgung in allen am internationalen Verbundbetrieb beteiligten sozialistischen Ländern.

Eine ähnliche Situation führte bereits in den letzten Jahren zu Verletzungen der Regime beim Parallelbetrieb der Elektroenergieverbundnetze der sozialistischen Länder, indem entgegen den Festlegungen des Exekutivkomitees des RGW keine ausgeglichene Brennstoff- und Energiebilanz und die erforderlichen Kraftwerksreserven zur Einhaltung einer Frequenz von mindestens 49,5 Hertz, insbesondere durch die SR Rumänien, VR Bulgarien und die Ungarische VR, gewährleistet wurden. Hierdurch traten in zunehmendem Maße unabgestimmte Elektroenergieaustausche zwischen den Versorgungssystemen der sozialistischen Länder sowie Überlastungen der Übertragungsleitungen auf, die zu automatischen Trennungen zwischen dem Einheitlichen Energiesystem der UdSSR und den VES sowie in Einzelfällen zu kettenartigen Auftrennungen der VES, verbunden mit erheblichen Frequenzabsenkungen unter 49,5 Hertz, führten.

Unter diesen Bedingungen erfolgten zum Schutz der Kraftwerksanlagen (Verhinderung von Schäden an den Turbinen) und zur Vermeidung von Teil- oder Totalausfällen der Elektroenergieverbundnetze zeitweilige automatische Verbraucherabschaltungen in den sozialistischen Ländern.

Die UdSSR hat entsprechend abgeschlossener Verträge die Lieferung von Elektroenergie im Winterhalbjahr 1985/86 an die Ungarische VR, ČSSR und VR Polen im Verhältnis zum Winterhalbjahr 1984/85 um 50 % zu erhöhen, was jedoch nach vorliegenden internen Hinweisen gefährdet sei.

Diese zusätzlichen Elektroenergielieferungen aus der UdSSR sind andererseits aber eine Voraussetzung, in den betreffenden sozialistischen Ländern die Elektroenergiedefizite nicht weiter anwachsen zu lassen.

Zur Gewährleistung der vertraglich zugesicherten Elektroenergielieferungen und zur Vermeidung damit verbundener negativer Auswirkungen auf das Einheitliche Energiesystem der UdSSR durch Trennungen von den VES unterbreitete die UdSSR Vorschläge für technische Maßnahmen, die die Auftrennung der VES betreffen.

Entsprechend dieser Vorschläge werden die Bedingungen für weitgehend unterbrechungslose Elektroenergielieferungen aus der UdSSR nach der Ungarischen VR und VR Polen sowie für erhöhte außerplanmäßige Elektroenergielieferungen nach der SR Rumänien geschaffen.

Die Realisierung dieser Vorschläge bedeutet für den internationalen Elektroenergieverbundbetrieb jedoch erhebliche Nachteile und Risiken für die Elektroenergieversorgung der DDR.

Daraus ergibt sich außerdem die Notwendigkeit einer ständigen Vorhaltung einer Kraftwerksreserveleistung von 1 500 MW, die unter normalen Temperaturbedingungen und stabiler Fahrweise nur durch den Einsatz von Heizöl (6 bis 8 kt/Tag) gewährleistet werden kann.

Unabhängig von dieser Reserveleistung resultiert aus der Möglichkeit der Auftrennung der VES des RGW, dass unerwartete Ausfälle von Kraftwerksleistungen im Innern der DDR ab 1 000 MW unvermeidlich zu automatischen Verbraucherabschaltungen führen.

Bei extremen Temperaturen (ab -15°C) kommt es im Interesse der Aufrechterhaltung der Stabilität des gesamten Elektroenergiesystems der DDR zu ständigen Einschränkungen des Elektroenergieverbrauchs bei regelbaren Verbrauchern (Carbid-, Zement und metallurgische Industrie).

Zur Gewährleistung einer jederzeit stabilen Versorgung der Wirtschaft und Bevölkerung mit Stadtgas ist ausgehend von den Versorgungskonzeptionen in Kälteperioden ein tägliches Aufkommen von 40 bis 42 Mio. m3 Stadtgas auch über einen längeren Zeitraum zu sichern.

Nach vorliegenden Hinweisen sind im Stammbetrieb des VE Gaskombinates Schwarze Pumpe (GSP) durch die unzureichende Bereitstellung von Ausrüstungen, Ersatz- und Verschleißteilen Rückstände bei geplanten Reparatur- und Rekonstruktionsmaßnahmen (z. B. Öldruckvergaser, Trennapparate, Prozessdampfleitungen) eingetreten, die das für Zeiten des höchsten Bedarfes bilanzierte Aufkommen an Stadtgaseinschränken können. Eine weitere Gefährdung kann von den nicht ausreichenden Kapazitäten der Sauerstofferzeugungsanlagen ausgehen, dem durch die verstärkte Zufuhr von Flüssigsauerstoff bei Inbetriebnahme der notwendigen Verdampferanlage im Dezember 1985 begegnet werden soll.

Die konzipierte Spitzengasbereitstellung aus dem VEB »Otto Grotewohl« Böhlen (2,0 Mio. m3/Tag) hat jedoch Auswirkungen auf die Leistung der Erdölverarbeitung und wird im Winterhalbjahr 1985/86 je nach volkswirtschaftlicher Notwendigkeit gesondert entschieden.

Die im Vergleich zum Vorjahr wesentlich höher festgelegten Bestände an Aktivgas in den Untergrundgasspeichern wurden bereits Mitte Oktober 1985 bei nahezu vollständiger Auslastung des vorhandenen Speichervolumens unter Beachtung der technischen Voraussetzungen erreicht, sodass der beschlossene Jahresendbestand von 400 Mio. m3 Stadtgas als gesichert eingeschätzt wird.

Die Erweiterungsmaßnahmen an den Übertageanlagen (Ausspeiseschienen) des Untergrundspeichers Bad Lauchstädt zur Erhöhung der Ausspeiseleistung für Stadtgas (um 4,8 Mio. m3/Tag) wurden noch nicht produktionswirksam.

Bis zur Inbetriebnahme dieser Übertageanlagen ist das bilanzierte tägliche Stadtgasaufkommen gefährdet.

Die stabile Versorgung mit Importerdgas unter allen Lagebedingungen erfordert die Lieferung der bilanzierten Erdgasmengen durch die UdSSR nach der abgestimmten Liefergrafik, die Nutzung der Bestände in den Untergrundgasspeichern bei Gewährleistung der festgelegten Ausspeiseleistungen und den Einsatz von Heizöl bei Zweistoffverbrauchern.

Zu beachten ist dabei, dass die Lieferungen aus der UdSSR nur für das IV. Quartal 1985 abgestimmt und bilanziert sind. Zu den von der DDR im I. Quartal 1986 vorgesehenen und in die Bilanzen eingeordneten Importen in Höhe von 1 527 Mio. m3 müssen die Abstimmungen mit der sowjetischen Seite noch geführt werden.

Mit dem erreichten Bevorratungsstand und dem Einsatz von 244 kt Heizöl bei Zweistoffverbrauchern6 in IV. Quartal 1985 sind die Voraussetzungen zur Erreichung des Jahresendbestandes von 700 Mio. m3 Importerdgas in den Untergrundgasspeichern gegeben.

Die als sicher eingeschätzte festgelegte Ausspeiseleistung aus den Untergrundgasspeichern (19,8 Mio. m3/Tag) bietet unter der Voraussetzung der geplanten Importe aus der UdSSR die Gewähr, den eingeschätzten Spitzenbedarf von 27 bis 30 Mio. m3 Importerdgas/Tag zu decken.

Das Aufkommen an eigenem Erdgas und die stabile Versorgung (November 1985 bis März 1986 von 42,5 Mio. m3 bis 45 Mio. m3) sind durch die starke Beanspruchung der Lagerstätten, fehlende Reserven in der Leistungskapazität der Sonden (Auslastung 98 bis 100 %) sowie die noch durchzuführenden restlichen Erweiterungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen der Übertageanlagen bei laufendem Betrieb der Förder- und Aufbereitungsanlagen gefährdet.

Im Winterhalbjahr 1985/86 werden 1 332 065 Wohnungseinheiten mit Fernwärme versorgt. Die Heizbereitschaft wurde für alle öffentlichen und nicht öffentlichen Wärmeversorgungsgebiete erklärt.

Bei der Durchführung notwendiger Maßnahmen zur Stabilisierung der Fernwärmeversorgung (Reparaturen und Instandhaltungen) sowie von Investitionen in Heizkraftwerken und Heizwerken traten insbesondere durch verspätete Bereitstellung von Ausrüstungen für Dampferzeuger und von Rohrmaterialien sowie durch Kapazitätsengpässe bei Montagen teilweise erhebliche Terminverzüge ein, wodurch die Wärmeversorgung bei niedrigen Temperaturen nicht in allen Territorien stabil gewährleistet werden kann (u. a. Karl-Marx-Stadt, Heizkraftwerk Nord I und Heizwerk Hans-Beimler-Straße,7 Heizwerk Schwarzenberg, Heizkraftwerk »Ernst-Thälmann« für Wärmeversorgung des Stadtgebietes Leipzig-Südost).

  1. Zum nächsten Dokument Einnahmen Mindestumtausch, 11.–17.11.1985

    20. November 1985
    Information Nr. 469/85 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 11. November 1985 bis 17. November 1985

  2. Zum vorherigen Dokument Herbstsynoden Greifswald und Anhalt

    18. November 1985
    Information Nr. 468/85 über die Herbstsynoden der Evangelischen Landeskirche Greifswald (31.10. bis 3.11.1985 in Züssow) und der Evangelischen Landeskirche Anhalts (1. bis 2.11.1985 in Dessau)