Am 9. August 1985, gegen 22.50 Uhr erfolgte in Berlin-Treptow, Grenzabschnitt Görlitzer Bahndamm, durch Angehörige der Grenztruppen der DDR die Festnahme des BRD-Bürgers Schlichte, Thomas¹ (18), wohnhaft Wolfenbüttel, [Straße, Nr.] Reisepass der BRD Nr. [Reisepassnummer].

Schlichte betrat nach Feststellungen der Grenztruppen der DDR am 9. August 1985, gegen 21.40 Uhr mit zwei männlichen und einer weiblichen Person das am Landwehrkanal den Grenzsicherungsanlagen vorgelagerte DDR-Territorium. Auf mehrmalige Aufforderungen zum Verlassen des DDR-Territoriums reagierten diese Personen mit Beschimpfungen, Verleumdungen und Steinwürfen. So wurde von ihnen die DDR als »Russenstaat«, der Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzende des Staatsrates gröblichst verleumdet und die Verhältnisse an der Staatsgrenze als »roter Terror« und »wie im KZ« bezeichnet.

Wie weiter festgestellt wurde, stand der Schlichte unter Alkoholeinfluss. (Die Blutalkoholuntersuchung ergab einen Wert von 1,1 mg/g.)

Gegen den Schlichte wurde ein Ermittlungsverfahren gemäß § 213 StGB – ungesetzlicher Grenzübertritt – eingeleitet und Haftbefehl erwirkt.²

Wie die bisherigen Untersuchungen ergaben, gehört der Schlichte den »Punks« an. [Passage mit schutzwürden Informationen nicht wiedergegeben]

Seit dem 8. August 1985 hielt er sich gemeinsam mit anderen »Punks« in Westberlin auf, um dort die »Punkszene« kennenzulernen.

Während eines Trinkgelages am 9. August 1985 mit weiteren »Punks« wurde festgelegt, in provokatorischer Absicht auf das DDR-Territorium vorzudringen und die Grenzsicherungskräfte der DDR durch Gewaltakte bzw. Beschimpfungen zu provozieren.

(Die im »Tagesspiegel« vom 11. August 1985 enthaltene Darstellung entspricht somit nicht den Tatsachen und ist entstellt wiedergegeben.)³

Es wird vorgeschlagen, den beiliegenden Entwurf einer ADN-Meldung zu veröffentlichen.⁴

Anlage zur Information Nr. 346/85

Grenzprovokation verhindert

(Berlin ADN)

In den Abendstunden des 9. August 1985 drang eine Gruppe von Rowdys im Stadtbezirk Berlin-Treptow von Berlin (West) aus auf das Staatsgebiet der DDR vor. Angehörige der Grenztruppen der DDR wurden von den Tätern mit Steinen beworfen. Und mit faschistischen Ausdrücken beschimpft. Mehrfachen Aufforderungen, das Staatsgebiet der DDR zu verlassen, wurde nicht Folge geleistet.

Bei der Verhinderung der Grenzprovokation wurde der Bürger der BRD Thomas Schlichte festgenommen. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und Haftbefehl erlassen.

1. Zum nächsten Dokument Einnahmen Mindestumtausch, 5.–11.8.1985
   

   14. August 1985
   Information Nr. 347/85 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 5. August 1985 bis 11. August 1985

2. Zum vorherigen Dokument Geplante feindliche Aktivitäten zum Jahrestag des Mauerbaus
   

   9. August 1985
   Hinweise über von Westberlin aus geplante und vorbereitete Provokationen gegen die DDR anlässlich des 24. Jahrestages der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalles – 13. August 1985 [K 1/156]